27.25 Vertrauen, Hoffnung, Beharrlichkeit

 

BETENDER RUF

 

Und der Betende Ruf bezieht sich auf das Vertrauen.

Und so ist es, dass im aktuellen Verstreichen das Misstrauen überwiegt, nämlich kein Vertrauen schenken, kein Vertrauen zu haben.

In allem: Misstrauisch demgegenüber zu sein, was man isst, was man atmet, was man hört, was man tut.

Und was im Leben noch transzendenter ist: der Mangel, die Unterbewertung. Die man dem Vertrauen des Schöpfer Mysteriums schenkt.

 

Dieses Vertrauen löste sich nach und nach in den polytheistischen Religionen auf, um zu versuchen, sich langsam auf die monotheistischen zu konzentrieren. Aber unter ihnen stritten sie darüber, wer der „Affe" (span. ‚mono‘[1]) sei, wer der authentische sei. Und so geht es weiter, wodurch das Misstrauen immer größer wird. Und es reduziert sich fast auf die gelegentliche, zufällige und außergewöhnliche Notwendigkeit, in der man in Ermangelung eigener und fremder Mittel darauf zurückgreift, in den Allerhöchsten zu vertrauen. Das scheint ein wenig spät zu sein.

 

Und dieses Misstrauen, das aus dem Verlust der Verbindung mit dem Schöpfer Mysterium herrührt, führt dazu, dass jedes Wesen „den Anderen" als Konkurrenten, als einen Feind, als einen möglichen Lästerlichen oder – kurz gesagt – als Gefahr ansieht.

Und das nimmt heute mit all den Migrationen, mit all den Nationalitäten zu.

Der egozentrische Individualismus – da wir Nachkommen des Schöpfer Mysteriums sind – erhebt sich als Besitzer, Meister, Herr... und folglich als Besitzer und Verteiler von Wahrheit und Wahrheiten.

 

Die gemeinsamen Kerne sind sehr in der Minderheit, und der Individualismus gewinnt in der Schaffung von Konflikten, Wettbewerben, Diskussionen, Divergenzen...

In Wirklichkeit gibt es eine Rückkehr zum Polytheismus, aber zu einem kämpferischen, personalistischen Polytheismus. Früher war es ein Umwelt Polytheismus: gegenüber der Erde, der Sonne, dem Wind, dem Meer... Etwas, das allen gemein war. Jetzt sind die Divergenzen so groß, dass Kriege wieder in den Mittelpunkt rücken; sowohl Kriege als solche der Zerstörung, des Hungers, der Verfolgung, der Bestrafung, als auch Kriege zwischen Parteien, zwischen Gruppen.

 

Es ist, als ob jedes Wesen, das sich göttlich fühlt, in dem anderen seine Göttlichkeit sieht und darum streitet, wer der Authentische, der Wahre (Gott) ist. Man kann es so übersetzen, dass es sich um einen Krieg zwischen Egos, zwischen Selbstverherrlichenden, zwischen Egozentrikern handelt... Na gut. Aber die Wurzel liegt in unserem Erbe – in unserem Erbe vom Schöpfer Mysterium – durch unsere göttliche Natur.

Wenn wir dieses Vertrauen verlieren...

Was man natürlich nicht völlig verliert. Man verliert es unter dem Konzept, der Vernunft, der Logik, dem herrschenden Materialismus eines jeden Individuums. Aber was unter dem Betenden Sinn offensichtlich ist, ist, dass das Schöpfer Mysterium nicht sein Vertrauen in die Schöpfung, in das Geschöpfte, verloren hat. Es behält seinen Beistand, seine Immanenz, seine Gegenwart(!)... für diejenigen bei, die außerhalb ihrer Egozentrik suchen, für diejenigen, die über ihren Sinn meditieren, für diejenigen, die die Unendlichkeit betrachten, für diejenigen, die in Fülle beten.

Und so haben sich durch das Beten... heilende Handlungen erzeugt.

Und so können wir den feinen Faden der Verbindung entdecken, der uns beschützt, der für uns sorgt, der uns erhält und uns unterhält.

 

Wenn wir auf unsere Fähigkeiten vertrauen, auf die Gaben, die uns gegeben wurden, und sie auf diese Weise interpretieren, können wir auf unsere Handlungen vertrauen, auf unseren Dienst, auf unsere Verfügbarkeit. Und auf diese Weise können wir ein Kanal der Ansteckung für diejenigen sein, die misstrauen.

Das Zeugnis des Vertrauens – trotz Täuschungen, Misserfolgen, Enttäuschungen – ist von grundlegender Bedeutung, damit all dies ausgebremst wird, damit der, der misstraut sich bei anderen einbezogen sieht, die vertrauen, damit der gewohnheitsmäßige „Misstrauische" überrascht ist, dass man ihm vertraut.

 

Aber dieses Vertrauen, das allem Lebenden entgegengebracht wird, muss sich durch das vorherige Vertrauen des Wesens gegenüber dem Schöpfer Mysterium ergeben. Denn wenn es nur ein vernünftiges, logisches, persönliches Vertrauen ist, wird es bald zu Misstrauen.

Und es geht nicht darum – wie man zu sagen pflegt –, ob man in dieser Spezies Menschheit vertraut oder nicht. Man vertraut in das Schöpfer Mysterium, welches seinerseits das Mysterium des Lebens ermöglicht. Und auf dieser Grundlage werden alle Verdrehungen, in die wir verwickelt sind, durch die Linse des Vertrauens, der Hoffnung gesehen.

Ja, das Vertrauen ist mit der Hoffnung verflochten, denn die Beharrlichkeit – das dritte Wort – ist fundamental, dass es da ist.

Das beharrliche Vertrauen macht es möglich, dass die Hoffnung lebendig ist, dass sie wach ist, dass sie bereit ist zu betrachten, wie es um sie steht, wie sie lebt und wie sie gemäß des Schöpfer Mysteriums evolutioniert.

Heute... – ja - heute ist es schwierig zu vertrauen, es ist ziemlich schwierig, beharrlich zu sein, und die Hoffnung (span.: ‚esperanza‘) präsentiert sich als Verzweiflung (span.: ‚desesperanza‘). Man erwartet nicht (span.: ‚no se espera‘), dass sich dies – wie man sagt – ändern wird. Man erwartet nicht (span.: ‚no se espera‘), dass das anders sein wird. Und so verfällt das Wesen in die Routine, in die Mühsal, in die Verteidigung, in den Angriff, darein, sich in seinem begrenzten Verhalten-Anwesenheit einzuschließen, oder es stürzt sich darauf, seine übermächtigen Werte ins Spiel zu bringen, die, wenn sie sich bemächtigen, bewirken, dass die anderen noch mehr die wenige Hoffnung (span.: ‚esperanza‘) verlieren.

 

Jedes Mal, wenn man die Üppigkeit, die Höhe des Baumes betrachtet, scheint es, als sei er schon immer da gewesen. Aber es war die Beharrlichkeit des Taus, die Beharrlichkeit des Lebendigen in der Erde, die Beharrlichkeit der Wurzeln, die suchen... die es beharrlich, vertrauensvoll (span.: ‚confiadamente‘)  verstreichend möglich machten, dass der Baum gegenwärtig wurde.

 

Ja: „Beharrlichkeit bringt Glück.“ Und mit ihr verkoppeln sich Vertrauen (span.: ‚confianza‘) und Hoffnung (span.: ‚esperanza‘). Eine Hoffnung (span.: ‚esperanza‘), die zu warten weiß (span.: ‚sabe esperar‘), aber nicht in ihrer Beharrlichkeit nachlässt.

 

Es ist kaum zu glauben, dass man darüber als Referenz des Betenden Rufs sprechen muss, denn die Geschichte – jene, die erzählt wird, die gesagt wird: getrickst, gelenkt, manipuliert oder nicht – hat uns gezeigt, dass... alles möglich ist. Dass die Unmöglichkeiten eines jeden Zeitalters oder Moments möglich wurden. Dass die Barbareien, die endlos schienen... gebogen wurden... ja.

Ja, man könnte sagen, dass das Schöpfer Mysterium in Wundern handelt. Und man könnte fast ausrufen: „Was würde aus uns werden, wenn es keine Wunder gäbe?“

Unter dem Betenden Sinn ist es offensichtlich, klar und eindringlich. Aber im Alltäglichen senkt das Wesen seine Revolutionen, seine Vibrationen und zentriert sich mehr auf seine Fähigkeiten, die es zweifellos ausüben muss(!), aber unter dem Halo jenes Wunders, welches uns die Existenz, welches uns die Dauerhaftigkeit gibt.

Und das, ja, man wird sagen, dass es uns auch die Katastrophen, die Unglücke, die Dramen und die Tragödien gibt, so dass man es fast auf eine Waage legen muss. Aber das ist eine sehr schlechte Interpretation.

Es wird immer deutlicher, dass diese Lebensweise, die auf der Entwicklung der Intelligenz und der Fähigkeiten des Wesens beruht, diese katastrophalen Wunder fördert und hervorruft. Und dass das Wesen offensichtlich in der „Ego-Endolatrie" das Schöpfer Mysterium für dieses Geschehen beschuldigt oder verantwortlich macht. Und dabei geschieht das aufgrund der Übertretung seiner göttlichen Natur, die das Wesen begeht.

 

SIE haben uns im Universum als vorübergehende Libertäre, Engagierte des Mysteriums, der Wunder und Fantasien hervorgebracht.

SIE haben uns als nomadische Pilger hervorgebracht, die wir wissen, dass wir in ein schöpferisches Mysterium ohne Grenzen und Begrenzungen eingetaucht sind, mit diesem Wort „Ewigkeit", das für uns unmöglich erscheint aufgrund der Begrenzungen, die das Wesen aufgrund seiner Herrschaft, Kontrolle und Macht für sich selbst erklärt hat.

SIE haben uns inmitten von Galaxien, Novae, Supernovae... hervorgebracht, Unendlichkeit der Unendlichkeiten, die wir heute betrachten können, als wäre sie eine Zierde, als ob das nicht bei uns wäre.

Und dort ist es, wo das Wesen – in dem Maße, wie es seine Herkunft, seinen Aufenthalt, seine Entwicklung und seine Evolution im Universum – entdeckt, in dem  unweigerlich dort das Vertrauen, die Hoffnung vibrieren, in einem Fest der Evolution, der Transformationen, der Veränderungen, der Transfigurationen.

 

(2 Minuten der Stille)

 

SIE rufen uns, damit wir unsere befreiende Pilgerreise mit unserem beharrlichen Zeugnis erfüllen.

SIE rufen uns, in dieser kreativen, bereitwilligen Anpassung, damit wir uns ohne  die Last der Macht, ohne die Last der Herrschaft, ohne die Last der Kritik, ohne die Last des Misstrauens ausüben. Sondern vielmehr mit der Ressource, in unsere Pilgerschaft zu vertrauen.

Dass SIE uns führen.

 

(2:30 Min. der Stille)

 

Auf dass das intentionierte Lieben das Motiv des Mysteriums in unserem Dasein sei.

 

 

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[1] ‚Mono‘ wird auch übersetzt mit ‚toll‘.

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