21.25 Ein winzig kleiner Vers in der Schöpfung eines unendlichen Gedichts sein
BETENDER RUF
Die Menschheit lebt – in Anführungszeichen – „zusammen" in mehr oder weniger großen, mehr oder weniger kompakten Ghettos... Und seit Menschengedenken wurde diese Teilung, diese Trennung, in mehr oder weniger großer Zahl aufrechterhalten – und etabliert –, mit wirklich erstaunlichen Unterschieden, in vielen Facetten. Man hat versucht – gewiss – gemeinschaftliche Strukturen zu organisieren, die alle Nationen zusammenbringen, die sie einbinden würden. Und ja, es gibt sie, aber ihre Wirksamkeit, ihre Qualität... hat es nicht geschafft, diese Ghettos, diese Verschiedenheiten zu vereinen.
Und in dem Maße, wie der – in Anführungszeichen – „Fortschritt" voranschreitet, werden die Gemeinschaften einschränkender, wettbewerbsorientierter, konfrontativer und manchmal – man beachte – „kriegerischer".
Der Mensch hat noch nicht – noch nicht – begriffen, dass der Wind, Wind ist, dass er nicht kämpft, dass er nicht verschiedene Lüfte hat, er nimmt verschiedene Bewegungen an, aber...
Er hat nicht begriffen, dass Wasser, Wasser ist, ob es nun konzentriert oder nicht, ob es in Eis, Wolken, Regen oder Meer vorliegt.
Er hat nicht erkannt, dass in seiner Vision das unmittelbare Universum aufeinander abgestimmt ist, abgestimmt ist; und dass, obwohl einige Elemente herausragen, nicht wegen ihres Wertes oder ihrer Bedeutung, sondern wegen der Funktion, die ihnen entspricht, alle Elemente berücksichtigt werden.
Die Einheit der scheinbaren Teile ist die Voraussetzung für die Entwicklung des Lebens.
Und der heutige Betende Ruf fordert uns auf, uns von unserer „individuellen" Identität – individuell in Anführungsstrichen – zu unserem Bewusstsein der Universalität zu sammeln, dass zweifellos jeder von uns seine Besonderheit, seine Kontur und seine Schwingung hat, aber wir haben sie, weil wir mit allen anderen vereint sind.
Und dem Wesen fällt das nicht auf, sondern seine Erkenntnis- (span.: ‚conciencia‘) Bewusstsein (span.: ‚consciencia‘) bleiben in seinen „wohlwollenden" persönlichen Überlegungen gefangen: „Und ich bin so, und ich habe diesen Charakter, und ich sehe die Dinge auf diese Weise“, und das lange personalistische, individualistische und so weiter und so fort..., kurzum sektiererisch.
Und indem es sich in diesem ‚multiversen‘ Universum sieht, ist es nicht in der Lage, in dieses individuelle Bewusstsein das kollektive Bewusstsein zu integrieren, das es zu dem macht – wir wiederholen das viele Male –, was es zu dem macht, was es vorgibt zu sein...
„Das es zu dem macht, was es vorgibt zu sein.“
Folglich könnten wir sagen, dass wir uns in unserem Verstand, unserer Vernunft, unserer Logik, unserer Stimmung und unseren Gefühlen – und anderen langen und spirituellen Aspekten – als universelle Wesenheiten betrachten sollten. Und um dann innerhalb dieser Universalität zu sehen, welche Rolle – welche Rolle –, welche Funktion ich in dieser „Weltlichkeit“ spiele.
Welche Rolle spiele ich in den mehr als weit über 8 Milliarden menschlichen Wesen. Aber was ist auch meine Rolle zwischen den Bäumen, zwischen dem Wasser, dem Wind, zwischen der Erde.
Es mag wie eine übertriebene Fragstellung erscheinen, aber der Betende Ruf ist übertrieben. Er sucht uns auf, um uns diese Version zu geben: die Version der Schöpfung, die unglaublich übertrieben ist, aber eine reale Übertreibung.
Wenn wir auch nur ein wenig in dieses nahe Universum schauen, dann staunen wir über jedes Bild, es drängt uns dazu, uns jede Situation vorzustellen. Wir haben keine Ahnung, was der Krebsnebel bedeutet oder... das kleine Pferdchen, voller Galaxien...
Übertrieben!
Ja, das Schöpfer Mysterium ist absolut ausschweifend. Und dort, in diesem Überquellen befinden wir uns. Und da sind die Spinnen, die Elefanten, die Delphine...
Und wir haben... – weil Sie uns damit ausgestattet haben – die Fähigkeit, uns zu fühlen, uns zu begründen und uns als „universell" zu erweisen.
Ein winzig kleiner Vers in der Schöpfung eines unendlichen Gedichtes zu sein.
Ja: ein winzig kleiner Vers… in einem Gedicht der unendlichen Schöpfung zu sein.
Diese Referenz kann uns ermutigen, uns zu diversifizieren, um nicht in der persönlichen Egozentrik verfangen zu sein.
Ja, jeder würde sagen: „Es ist schwierig, sich als Grieche, Inder, Engländer oder Mauretanier zu fühlen, wenn ich aus Moradillo de Roa komme, also... Es ist das Zentrum der Welt. Es ist schwierig, sich wie aus Andromeda zu fühlen.“
Der Punkt ist, dass es nicht schwierig ist – „es ist nicht schwierig". Es ist angeboren. Es ist eine Frage bereit zu sein, damit wir nicht in den personalistischen Strudel geraten, der uns von dieser Poesie, dieser unglaublichen Version des Lebens wegführt.
Das Wort „Multiversen" ist gut, es ist gut, um zu versuchen, die Multiversen zu benennen, die es gibt, von denen wir einem zugehörig sind. Aber die Multiversen sind miteinander verbunden. Sie sind auch eins, obwohl wir sie mit unserem analytischen und vernünftigen Verstand trennen und sie in Teilchen-Antiteilchen, Materie-Antimaterie einteilen... immer in die Dualität verfallend. Aber das eine braucht das andere, und das eine existiert nicht ohne das andere, also ist es „eins". Dass es verschiedene Manifestationen geben kann, und das veranlasst uns zu der Annahme, dass es zwei oder drei gibt...? Aber in seiner Universalität ist es eins.
Die derzeitige Situation verwandelt uns in persönliche, gruppenbezogene, strukturelle und konfrontierte Reiche der Taifas. Und das Schlimmste – lassen wir das Wort „schlimm" zu – ist, dass jeder glaubt und überzeugt ist, dass seine Position die richtige, die genaue, die wahre ist.
Das widerspricht allen Offensichtlichkeiten. Die Elefantengruppe hat nicht die Absicht, das Territorium der Tiger oder der Pinguine zu übernehmen. Nein. Sie hat ihren Raum, ihre Routen und ihre Koexistenzen. Wir wissen nicht, ob sie sich bewusst sind, dass sie innerhalb der Schöpfung dieses Gedichts Teilchen sind, aber zweifellos sind sie sich durch ihr Dasein und Verhalten einer Realität bewusst. Und sie drängen sich nicht auf, sie streiten nicht, sie stellen sich nicht gegen andere Realitäten. Um ein Beispiel aus dem Tierreich zu nennen, das sich durch seine Intelligenz auszeichnet.
Genauso wenig hat sich – soweit wir wissen – der Delphin vorgenommen, auf das Festland zu springen, um eine Insel einzunehmen – die nächstgelegene, die er finden kann –, um dort sein Imperium zu errichten. Nicht einmal in den absurdesten Märchen können wir uns das vorstellen. Und wir sehen, wie sie sich in den Ozeanen und Meeren vergnügen und ausdrücken, wie sie eins werden mit dem Wasser und allen anderen Lebewesen. Die Beispiele wären endlos.
Und vielleicht gäbe es aus diesem Grund mehr als genug Gründe, unsere Auffassungen zu erweitern… und uns zu bemühen, uns selbst als Universen zu entdecken. Und das bedeutet nicht, dass wir unsere besondere Teilhabe verlieren, aber wir wissen – in dieser Universalität –- dass es das ist, was uns Leben gibt. Das ist Leben. Und unsere persönliche Position ist ein Merkmal, ein kleines Detail, nichts weiter.
Aber natürlich! Das kollidiert mit dem Namen, mit dem Nachnamen, mit dem Geburtsort, mit... Uff! Wieviel Last! Wieviel Last trägt der Personalismus ohne Universum!
Wie schwebend wäre es (das Wesen), wenn es ein Bewusstsein von Universum hätte! Das lastet nicht. Das vergrößert unsere Positionen.
In dem Maße, in dem wir unseren persönlichen Beitrag als ein Merkmal innerhalb der Universalität leisten und uns dabei als Vers in einem endlosen Gedicht fühlen, wird es uns gelingen, dass sich diese interne Diskussion, diese äußere Konfrontation nach und nach auflöst.
Die Möglichkeit der Angst, des Kampfes existiert nicht.
Aber eins ist klar: In dem Maße, wie sich der Wettbewerb, der Vergleich, die Bewertung entwickeln – so wie es bis zu diesem Moment geschieht –, ergibt sich ein verdeckt geführter Krieg.
Der personalistische Ansatz hat bereits einen inneren, persönlichen Krieg in sich, weil er nicht erreicht, nicht schafft, nicht das ist, nicht bekommt… was ihm in jedem Moment zusteht. Das ist bereits ein Krieg.
Aber dann kommt der zweite Krieg, und das ist der Krieg der Umwelt, die uns feindlich gesinnt ist, weil wir von unserer eigenen Feindschaft und unserer Überzeugung von unserer Wahrheit ausgehen.
Zweiter Krieg.
Und es gibt einen dritten Krieg, der genau der ist, den der heutige Betende Ruf aufwirft. Und es ist der Krieg der Unterlassung, eine Einheit, ein Universum zu sein.
Und es gibt eine Weigerung, sich zu vereinigen, zusammen zu spielen, sich zu integrieren. Und wenn man etwas Ähnliches erreicht, dann mit einer Vielzahl von Bedingungen: ein versteckter Krieg der Rechtfertigungen.
Wenn wir uns nur – wenigstens – bewusst wären, dass wir alle die gleiche Luft atmen, alle gleich...
„Habe ich etwa meine eigene Luft? Gibt es etwa eine schöpferische Bereitschaft dafür, dass ich meine eigene habe und die sich dann von der der anderen unterscheidet?
Anscheinend nicht, es gibt eine Umhüllung „für alle", die uns das Prana zu atmen gibt.
Und in seiner Universalität lässt sie sich von der Einatmung einfangen, ohne unsere Neurosen, unsere Psychosen, unsere Manien, unsere Hysterie, unsere Ängste, unsere Qualen zu beachten... Um die Wahrheit zu sagen, wenn sie „gerecht" wäre – im menschlichen Sinne –, würde sie jenem ein wenig Luft geben, aber diesem anderen da… also nein. Oder diesem anderen da würde sie mehr geben.
Es scheint oder man könnte meinen, dass alles, was universell und unbestreitbar ist zu uns gehört und normal ist. Wir geben ihm nicht diese Perspektive des Erstaunens, des Universums.
Die gleiche Luft, die man in finstern Gefängnissen atmet, atmet man auf einem Kamelritt durch die Wüste.
Zweifellos können wir sagen, dass die eine Luft reiner ist als die andere. Ja, aber sie ist eins. Es ist diese Atmosphäre, dieser Sauerstoff – nennen Sie es, wie Sie wollen – der es uns ermöglicht, zu hoffen, uns etwas vorzustellen, fortzudauern.
(4 Min. Stille)
Und es ist... – unter dem Weg des Betenden Rufs – eine ständige Gelegenheit, die wir haben, uns zu universalisieren, uns „eins" mit der Schöpfung zu fühlen. Und jedes Mal, wenn wir eine Position verteidigen, jedes Mal, wenn wir mit einer Situation konfrontiert werden, jedes Mal, wenn sich – kurz gesagt – der Krieg manifestiert, entfacht sich der Alarm unserer wahren Natur.
Es ist eine Frage, es dort präsent zu haben, damit wir das in unseren eigenen Monologen, Selbstgesprächen anwenden, damit wir das in unserer engsten Beziehung betrachten, damit sich das in unseren Beziehungen mit jedem System entzündet.
Und ohne unsere Identität als winziger Vers eines unendlichen Gedichts zu verlieren, wird sich dieses unendliche Gedicht entzünden. Und dann werden unsere Perspektiven, unsere „vertretbaren" und imposanten Positionen anfangen, sich aufzuweichen.
Und wir werden in das Verständnis eintreten, wir werden in die Kontemplation eintreten, wir werden eintreten, uns zu solidarisieren, wir werden eintreten, gemeinschaftlich zu sein.
Wir müssen uns trauen. Man muss sich trauen zu amplifizieren, unsere Positionen zu vereinen. Wir werden keinen Deut unserer Einzigartigkeit verlieren, im Gegenteil, wir werden in ihr die Universalität sehen.
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