24.25 Das zu Erledigende auflösen

 

BETENDER RUF

 

Ein neuer Tagesanbruch (span.: ‚ama-necer‘), der uns auffordert, das aufzulösen, was noch zu erledigen ist: das, was als Rückstande oder als Versprechen zurückbleibt, was das Neue nicht zur Vollendung bringt, und so behindern sie das Neue, das kontinuierlich kommt, und das Wesen stagniert und blockiert.

 

Der Betende Ruf ruft uns, damit wir das nachholen.

Und in diesem „Nachholen“ muss die Aufrichtigkeit mit unseren Versprechen, Fantasien, Illusionen, Suchen... ausgeübt werden, wir würden sagen „mit Eile", da der Tagesanbruch (span.: ‚amanecer‘) immer da ist.

Und gerade die Erinnerung, das Erinnern, fordert uns auf, auf dem Laufenden zu bleiben.

Und ein „auf dem Laufenden sein", indem man wirklich die persönlichen Entwürfe erfüllt, die – zweifellos – miteinander verschlungen sind, die mit den universellen Entwürfen verflochten sind.

Das heißt, dass das zu Erledigende des einen in den Tagesanbrüchen der anderen widerhallt.

Und das ist eine Verantwortung des Lebens, nämlich dieser Schulden, dass SIE uns in jedem Tagesanbruch aufrufen, unsere Gaben, unsere Fähigkeiten einzusetzen, wegen der Notwendigkeiten, welche die Umwelt fordert.

 

Sicherlich sind in diesem aktuellen Verlauf die Eile, die Informationsflut, die Eitelkeit der Errungenschaften, die Arroganz des Personalismus... nicht hilfreich. Aber wir müssen uns all dessen bewusstwerden, um diesen Daseinsstil, diesen Stil des Weitermachens, den Lebensstil, zu ‚durchforsten‘, der uns in seinem Überrennen nicht erlaubt – oder es uns schwer macht –, zu erfüllen, innerhalb der Entdeckungen, die jedes Wesen von sich selbst als Verpflichtung gegenüber dem Universellen macht auf dem Laufenden, aktualisiert zu sein.

 

Und in diesem „sich auf dem Laufenden befinden“, in Bar (span.: ‚al contado‘), müssen wir die Vorkehrung treffen, uns nicht darin zu erschöpfen, und wir müssen auf die Forderungen des neuen Tagesanbruchs hören.

Es mag ermüdend und schwer erfüllbar erscheinen, aber in Wirklichkeit ist es eine ständige Verflechtung: Solange wir auf dem Laufenden sind, gibt uns der Tag die neuen Möglichkeiten.

Und so müssen wir Wachende in der Wache des Lichts sein, mit der Freude des Staunens, des Entdeckens, des Lernens..., des Aufnehmens, während man gleichzeitig gibt...; und wir müssen – wenn es so geschieht – ein Gefühl des Gleichgewichts, der Harmonie, der bereitwilligen Schwingung spüren.

 

Auf dem Laufenden zu sein und „in Bar“ (span.: ‚al contado‘) ist nicht ehrgeizig, es ist alltäglich.

Mit anderen Worten, es strebt nicht nach großen Leistungen. Es strebt danach, ungehindert zu seufzen, sich ohne Schwierigkeiten inspirieren zu lassen. Denn wenn man auf dem Laufenden ist  – „in Bar“ (span.: ‚al contado‘) –, hat alles Neue, was der Tagesanbruch mit sich bringt, seine Belohnungen und lässt uns agil, wahrnehmend und  begeistert sein.

 

Das noch zu Erledigende nicht verwechseln mit der langwierigen und kontinuierlichen Verrichtung bestimmter Funktionen, die eine Zeitlichkeit, ein Beharren implizieren... Aber sogar in ihnen können wir neue Bedeutungen oder Signifikanzen finden und tun dies auch.

 

Das Schöpfer Mysterium öffnet sich bei jedem Tagesanbruch in unendlichen Möglichkeiten. Aber gleichzeitig erleuchtet es uns – jedes Wesen – in denen, bei denen es entspricht, bei denen, die wir befähigt sind zu dienen.

Und mit dieser betenden Überzeugung stellen wir uns den eigenen Anforderungen und denen der Umwelt  – den Anforderungen im Allgemeinen – mit der Gewissheit, dass wir beraten, aufgeklärt, inspiriert werden... um in diesem Moment auf dem Laufenden zu sein und um gleichzeitig  das zu Erledigende zu lösen.

Ja, als ob wir Quanten wären – und sind –, die miteinander verflochten sind, und was in einem Augenblick geschieht, hallt gleichzeitig in einem anderen Augenblick wider.

Folglich handelt es sich nicht um eine Addition oder Subtraktion, sondern es geht um Gleichzeitigkeit.

Wir sind gleichzeitige Reisende, in dem, was wir „Vergangenheit", „Gegenwart" und „Zukunft" nennen.

Und was in einem Augenblick geschieht, geschieht gleichzeitig in anderen Augenblicken, in denen wir verweilen.

 

(9 Min. der Stille)

 

Und bei dieser Ausübung der offensichtlichen Aufrichtigkeit ist es wichtig zu signalisieren, dass viele dieser „Verbindlichkeiten", die man hat, das Produkt einer Sehnsucht, eines Wunsches sind, aber nicht dem wirklichen Bedürfnis entsprechen, oder man ist nicht ausreichend bereit, sich dieser Mission oder dieser Verwirklichung anzuschließen; in diesem Fall muss man diese theoretisch zu erledigende Situation auflösen: Sie war sozusagen „ein Gespenst", entsprach aber nicht der Natur des Wesens.

Und die aufrichtige Evidenz zeigt uns deutlich, dass sich viele dieser Gespenster durch Eitelkeit, Angst, Begierde... etablieren, durch die Forderung, die auf produktive und gewinnbringende Weise in der Lebensweise verankert ist.

Daher sollten wir nicht etwas aufhalten, das als Modell der Erfüllung, des Lebens, des Seins etabliert wurde, und das nicht unseren Fähigkeiten, Ressourcen und Mitteln entspricht, denn in diesem Fall wird jede Bemühung immer belastet sein.

 

(3 Min. der Stille)

 

In dieser ehrlichen Evidenz gibt es auch ein Detail, das besondere Aufmerksamkeit verdient: der Irrtum, der zu einem erheblichen Ballast werden kann, der sich ansammelt. Wenn wir uns in einem Aktualisierungsprozess befinden, ist das, was wir tun, eine Berichtigung.

Unter diesem Prisma offensichtlicher Aufrichtigkeit gibt es keine Fehler; es gibt Korrekturen, Berichtigungen. Denn der Irrtum führt zu einer Fülle von Misserfolgen.

Und der Mensch ist kein Scheitern.

Das Leben ist keine Art und Weise danach zu suchen, sich zur retten und sich vom Scheitern zu befreien. Nein. Wir sind vielmehr eine wogende Schwingung, die berichtigt, korrigiert... und ihre täglichen Reaktionen an die aufrichtigen und offensichtlichen Situationen anpasst.

Der Kampf gegen das Scheitern ist ein wettbewerbsorientierter Ansatz, bei dem es darum geht, täglich und systematisch zu gewinnen.

Und da dies nicht möglich sein wird....

Denn zu leben heißt nicht, erfolgreich zu sein. Leben heißt, zu sein und ohne Vergleich zu sein, denn jedes Leben ist ungewöhnlich, einzigartig und einmalig. Es muss nicht konkurrieren, es muss sich erfüllen auf der Grundlage, sich selbst zu kennen, sich selbst zu erkennen und die Lage zu erkennen, in der man sich befindet.

Folglich muss das Wort „Scheitern" gestrichen werden, weil es ein Ausdruck ist, der das Produkt der Eitelkeit des Triumphs ist.

 

(3 Min. Stille)

 

 Wir sollten aus diesem Bewusstsein, in aufrichtiger Evidenz zu leben ein universelles Ereignis unter dem ständigen Schutz der Vorsehung machen.

Und auf diese Weise wird „auf dem Laufenden" über einen Tagesanbruch hinausgehen und sich mit einem permanenten Tun feinabstimmen... ohne Fehlschläge, ohne „vorher", ohne „nachher", verwoben in einer zeitlosen Alltäglichkeit.

 

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