17.25 Die Transgression der Eitelkeit

 

BETENDER RUF

 

Das Schöpfer Mysterium ruft zum Beten, um die verschiedenen Schichten der Schöpfung dazu zu bringen, sich mit der Identität zu identifizieren, die jedem Wesen entspricht. Und damit es so seinen Ursprung bezeuge und um... seine Handlungen und Werke, als Ausdruck der unendlichen schöpferischen Ausdehnung zu amplifizieren.

Und es geschieht...  – es geschieht, und man kann nicht genau sagen, seit wann – und es geschieht, dass sich das Wesen in seiner Entwicklung fragt und mit seinem Intellekt versucht, sozusagen „die göttlichen Pläne" zu kennen, zu wissen.

 

Es ist „die Transgression der Eitelkeit": ein komplexes intellektuelles, vernünftiges, argumentierendes, inquisitorisches System... das die Möglichkeit einer Rangliste im Ausdruck der Schöpfung in Erwägung zieht. Ein „erstes", „zweites", „drittes“…

Und der Intellekt, der Verstand, die Vernunft... bemühen sich, sozusagen, die Pläne Gottes zu deuten und zu erkennen.

Gott hat keine Pläne. Gott ist Gott.

 

Und die Intellektuellen in verschiedenen Facetten – philosophisch, religiös, moralisch, des Zusammenlebens –, argumentieren diese Stufenschichten. Denn in Wirklichkeit wurden die Gesellschaften nach und nach auf diesen Stufen errichtet.

„Klar, diese verstehen das nicht. „Wie sollte mein Vater oder meine Mutter so etwas verstehen?“ „Nein, wie soll ich denn..." „Also ich weiß, ich verstehe, ich weiß.“ Und so weiter und so fort, einer nach dem anderen.

Und die „Klügsten"... wagen es, die unvorhersehbaren Aktionen der Schöpfung zu planen.

 

Die Transgression der Eitelkeit ist enorm ehrgeizig, da sie Interpretationsmodelle aufstellen kann, nach denen zum Beispiel: „Natürlich passiert ihm das, weil er bestraft wurde... oder weil er eine Inkarnation ist, die bestraft wurde wegen..." Ohne auf Glaubensrichtungen einzugehen. Aber mit diesem intellektuellen Mechanismus.

 

Und das führt dazu, das Referenzmodelle geschaffen werden und Unfähigkeiten, irrationale Reaktionen, die Konkurrenz von Wahrheiten auftauchen... Eine ganze Ansammlung von Theorien, die, eingebettet in einen Kontext, mit den verschiedenen notwendigen Regelungen – in Anführungszeichen – „funktionieren“: intellektuell, politisch, sozial, moralisch...

Und so werden die Klassen gebildet. Klassen von Gläubigen, wohlgemerkt: Radikale, Nicht-Radikale, Progressive... und unzählige Eitle.

 

Schon das Lied besagte, dass „die Eitelkeit ein Unkraut oder ein Kraut ist, das jede Spur vergiftet“. Aber sie ist ein Zeichen für das Verstreichen.

Und der Betende Ruf warnt uns davor.

Wenn meine Herkunft und mein Ursprung aus dem Schöpfer Mysterium stammen und DIESES nicht eingebildet ist, passt es nicht, dass ich so bin…; dass ich die Wahrheit zur Schau stelle; dass ich ganz klar habe, dass die Dinge so und so sind.

Und trotz der Tatsache, dass sie später nicht so sind, sondern „so“ oder in der anderen Form oder in anderer Art und Weise – und im Verstreichen der Geschichte sieht man die sukzessiven Fehlschläge von Modellen, die unantastbar schienen –, dann stimmen… dann stimmen diese Beweise nicht ganz und lösen die Klugheit auf.

 

Und so kommt es, dass sie ständige Verzerrung in der Kommunikation, in der Beziehungen und im Zusammenleben auftaucht.

 

Sie – die Wesen – haben es – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht verstanden, die „Wahrheit" aus der Emanation des Schöpfermysteriums zu „destillieren".

Und ihre Eitelkeit hat sie dazu gebracht, ihre Wahrheiten zu „erschaffen" – in Anführungszeichen zu erschaffen.

Und so verbergen die einen vor den anderen und die anderen vor den anderen, je nach Qualität und Vielfalt der Wahrheiten, die die einen und die anderen haben.

Und erneut die Trittleiter, die Halbwahrheiten und die gewöhnlichen Lügen.

 

Uns von unserer unendlichen Unwissenheit und unserer überwältigenden Unwissenheit überraschen zu lassen, ist „– ohne Zweifel" und in Anführungsstrichen ohne Zweifel – ein Schritt zur Auflösung der Eitelkeit.

Und das hindert uns nicht daran, unsere Meinung, unseren Standpunkt zu äußern, aber vor allem – vor allem – versuchen wir, uns den Standpunkt der anderen zu eigen zu machen.

Denn manchmal scheint es wie ein Marktplatz zu sein, auf dem jeder seine eigene Wahrheit und seine eigenen Beweise ins Spiel bringt, um zu sehen, ob es in der Umgebung mehr etwas zugunsten der einen oder anderen Sache gibt.

Wenn wir den so genannten „anderen" durch die Sichtweise der Wahrheit zuhören und sie assimilieren, werden wir in der Lage sein, unsere eigenen Wahrheiten auszudrücken. Weil wir „Wahrheit" sind, weil das Leben „Wahrheit" ist. Aber es ist nicht unser eigenes. Es gehört uns nicht.

Daher der anarchistische Sinn der Ausübung von Freiheit... ohne diese Furcht, die Vorsicht, den mentalen Rassismus und andere Erwägungen, die unter den – wir erlauben das Wort –- „den Leuten" angestellt werden. Dergestalt, dass die einen ihre Pläne haben, die anderen ihre... und es gibt keine Verbindung; es gibt „Vortäuschung", um zu versuchen, eine Stabilität aufrechtzuerhalten, um „das Fest in Ruhe feiern zu können".

 

Und so ist es, dass sich das Wesen in ständiger Alarmbereitschaft befindet, in ständiger Vorsicht...; es kümmert sich um seine Gründe, seine Logik, seine Gefühle, seine Emotionen... und je nach Anlass und Umständen öffnet es diese ganz oder halb.

 

Und so wird das Wesen zu einem „eingeschnürten" Wesen.

Und in seiner Eingeschnürtheit schließt oder öffnet es sich gezwungenermaßen oder aus Interesse.

 

 

In der Essenz und in Wahrheit sind wir keine eingeschnürten Wesen, sondern expansive, aufgelöst im Universum.

 

Was für eine feierliche Verkündigung ist es und wäre es, sich von der Eitelkeit zu befreien, sich in dem zu fühlen, was man ist, und sich auf weißem Papier, ohne Buchstaben, zu zeigen.

Und sich von dem Gefühl imprägnieren zu lassen, dass man sich nicht erklären kann.

Sich von der Emotion überwältigen lassen, die man nicht versteht.

Und all dem einen Fluss zu geben, durch ein frisches, klares, Tun.

Mit offenen Sinnen gegenüber virtuosen Klängen und verschlossen gegenüber verzerrten Klängen, den Manipulatoren... ohne Konfrontation.

 

Sich als Bewohner eines Multiversums, eines Verses zu fühlen.

Und sich selbst zu rezitieren und den Rezitationen zu lauschen... bedeutet, sich in der Unermesslichkeit zu entdecken... und es bedeutet, die Dogmen, die Gesetze, das, was gefangen hält, aufzulösen.

Das schöpferische Universum drückt sich expansiv und ohne Gitter aus.

 

Aber es gibt noch mehr. Das ist für ein gewisses Verständnis nützlich, aber muss sich das Unendliche etwa ausdehnen?

 

Es werden Modelle geschaffen, um das Unfassbare zu lenken.

 

Und es wäre für jedes Wesen mit der Tugend, die es schmückt, notwendig, sich durch sie zu verkünden und auszudrücken, ohne „eitel" vorzugeben, jenseits unserer Tugenden zu horten, sich anzueignen, zu beherrschen oder zu kontrollieren, die nicht begrenzt sind... aber nicht ehrgeizig.

 

Es ist Zeit, in der wachsenden Klarheit zu verstreichen.

In der Klarheit von Schwarz und Weiß.

Ohne Risse, mit Zartheit.

Mit der angeborenen Güte des Tugendhaften und der Auflösung der Vorurteile.

 

Uns die Möglichkeit geben… ohne Einwände, mit Segnungen zusammenzufließen.

 

 

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