52.25 Sich mit der Stimme des Universums in Feinabstimmung bringen

 

BETENDER RUF

 

Die Schöpfung befindet sich in einem unaufhörlichen Zustand der Neuschöpfung. Und folglich übt sich das Geschaffene in derselben Dimension aus, wenn auch in anderen Proportionen.

In diesem Sinne können wir feststellen, wie die Menschheit an ihren Bräuchen, ihren Normen, ihren Codes und ihren kreativen Ausdrucksformen festhält, die sie als ihr höchstes Gut festhält und hütet.

Gewiss, es ist wahr, dass sich die Bräuche im Laufe der Zeit verändert haben und sich bestimmte Kriterien gewandelt... verändert haben? – Fragezeichen.

 

Der Betende Ruf macht uns auf diesen Widerspruch aufmerksam, indem er bewertet, warum das Bestreben, „etwas” zu bewahren, zu horten – das, was gerade aktuell und am rentabelsten ist – fortbesteht, und sich das Wesen nicht als Schöpfung,  in der Neuschöpfung dessen ausdrückt, was es bereits entdeckt, was es lernt... Es scheint, als sei bereits alles getan.

Und in den wiederholten und wiederholten Kulminierungen wird erneut deutlich, dass ... es nichts Neues gibt? Werden wir weitermachen mit den Festen der Mauren und Christen? Werden wir weitermachen mit den religiösen Riten der Feste? Der Tag des „ich weiß nicht was”, der Tag des „ich weiß nicht wie viele” ... Was tragen diese Gewohnheiten als Schöpfung, als Neuschöpfung bei?

 

Heute würden wir sagen, dass diese Gewohnheiten freie Tage, Brückentage – oder „Transatlantik-Tage”, je nachdem – bringen. Und ist das, und diese scheinbare Veränderung, wirklich eine Veränderung?

Der Betende Ruf fordert uns auf, uns auf unsere Natur zu besinnen und uns zu ‚kreativieren‘, uns auf permanente und kontinuierliche Weise neu zu erschaffen, ohne die Bremse des Gewohnheitsmäßigen, des Gewohnten, des... zu haben.

Es stimmt, dass Delfine, wenn man die Natur der Umgebung betrachtet, einer gewohnten Route für ihre Balz folgen, Spinnen nicht mehr Beine hervorgebracht haben, als die, die sie haben, und Schmetterlinge im Frühling kommen.

Auf dieser Grundlage könnten wir sagen, dass die „Ritologie” – lassen Sie uns dieses Wort zulassen – der Natur immer dieselbe ist. Und ihre Variationen sind minimal oder treten nur sehr selten auf.

Das kann ein Argument dafür sein, dass das Wesen, das in der Natur thront, seine Vorlieben, Gewohnheiten, Marotten rechtfertigt... und sich letztendlich in einer theoretisch wichtigen oder theoretisch mächtigen Position niederlässt, jeder auf seiner Ebene: von den Unberührbaren, den Bedürftigen bis hin zu den Reichen und Mächtigen.

Und währenddessen glänzt die erneuernde Funktion durch ihre Abwesenheit. Es werden Muster wiederholt, die zumindest nicht regelmäßig evaluiert werden. Und so werden sie natürlich zu unveränderlichen Gewohnheiten und ständigen vergangenen Bezugspunkten, um eine ranzige Gegenwart zu rechtfertigen.

In diesen Verläufen, in denen wir uns derzeit befinden, in denen die Macht, die nun die Merkmale der „Wirtschaft” als grundlegende Lebensgrundlage aufweist, offensichtlich die Konfrontation mit sich bringt, um zu sehen, wer mehr hat, wer mehr Einfluss besitzt... auf allen Gesellschaftsebenen und in allen sozialen Bereichen, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass nach dem Kampf die Innovation, die Erneuerung und Neugestaltung kommen würden.

Aber es gab viele Kämpfe, es gab viele Konfrontationen, es haben viele Vergebungen und viele Verhaltensweisen der Entschuldigungen stattgefunden, aber man kehrt zurück. Man kehrt zu einem Punkt zurück, der zu seiner Zeit eine Innovation darstellte.

Und folglich waren die Konfrontationen zu nichts nütze, denn es kommen andere neue; „neu” in Bezug auf die Ressourcen, aber identisch in Bezug auf die Resultate.

All dies ist eine Selbstbewertung, zu der uns der Betende Ruf verpflichtet, sodass wir angesichts der üblichen Anforderungen, Rhythmen ... die Notwendigkeit der Innovation als einen kleinen Schritt – einen kleinen, sehr kleinen Schritt – zur Neuschöpfung betrachten; als ein Äquivalent zu einer Schöpfung, die sich kontinuierlich, permanent bewegt, neu erschafft, erneuert ...

Und ich betone – und der Betende Ruf betont das: Auch wenn wir diesen stellaren Rhythmen nicht folgen, haben wir den Beweis, dass wir Ausdruck sind, dass wir es sind, und wir sollten in unserem Rahmen zumindest die Positionen, in denen sich jeder befindet, neu bewerten.

Eine Überprüfung – könnte man sagen – von Marotten, Vorlieben, Begierden, Wahrheiten... Huch! Wahrheiten! Ja, die Menge an Wahrheiten, die jeder hat, mit dem: „Ich bin eben so”.

Das ist die praktische Art und Weise, wie sich das Wesen in seinen Domänen niederlässt. Es ist, als würde das Wesen versuchen, sich selbst zu beherrschen. Ja, als gäbe es eine Kraft, die unsere kreativen Sehnsüchte beherrscht.

Wenn wir dies zusätzlich mit unserem Wissen (kein Kommentar) über unsere Codes, unsere genomischen Lesungen usw. bestätigen, dann... scheint es wie eine unersättliche Wiederholung, ohne Ausweg, mit einem Stopp. Und was wir von der Schöpfung ahnen – vom Mysteriösen des Prozesses – hat keine Grenze, keine Bremse, versucht nicht, sich zu etablieren.

Jedes Mal, wenn wir auch nur ansatzweise das betrachten, was wir „Universum“ nennen – was in Ordnung ist, weil wir ein Vers sind, auch wenn es nicht als solches behandelt wird – entdecken wir, dass es eine unaufhörliche Aktivität gibt, die niemals aufhört, die nicht zu bremsen ist.

Und natürlich erscheint uns das im Vergleich zu unserer Bewegung exorbitant, da unsere Bewegung sehr klein ist.

Aber ..., aber wenn wir uns daran erinnern, dass wir Mikrokosmen sind, wäre das ein guter Punkt, um den Sender des Universums „feinabzustimmen”. Ja, ihn feinabzustimmen, wie wenn wir ein Radio nehmen und den Sender für dieses oder jenes Programm suchen. Sich mit der Aktivität der Schöpfung in einer ihrer mysteriösen Ausdrucksformen – dem Universum – feinabzustimmen, von dem wir nur Bruchteile kennen.

Vielleicht – so muss man es sehen – vielleicht beginnen wir mit dieser Feinabstimmung, die Rhythmen, Arten, Weisen ... anders zu betrachten und zu leben. Ja, es wird eine Reihe von Wiederholungen erfordern, aber bei jeder Wiederholung wird es eine andere Nuance geben, und es wird ein Moment kommen, in dem diese Wiederholungen zu einer anderen Handlung, einer anderen Sichtweise, einem anderen Ansatz werden.

 

Sich auf die Stimme des Universums einstimmen, unsere Lebensgedichte wirklich „nach dem Ebenbild” schreiben, denn wir sind auch DAS. Und es gibt nichts, was nicht DAS ist. Alles ist Schöpfer Mysterium.

Aber es scheint, als hätte man Angst, sich zu zeigen, sich in dem zu entfalten, was wir sind, und als gäbe es eine eigene Bremse!

Woher kommt diese Bremse?

Sie kommt aus der Gewohnheit, aus der Erziehung, aus der Kultur, aus allem, was wir zunächst für gut halten, was aber zu einer Kapsel wird, die uns umhüllt und uns daran hindert, kreativ zu sein.

Und wahrscheinlich ist diese Bremse darauf zurückzuführen, dass wir eine Vormachtstellung behalten wollen, denn wenn wir uns ausdrücken und als fortwährende Schöpfung zeigen würden, gäbe es keine Ersten und Zweiten, keine Wichtigen und Unwichtigen, keine Konfrontationen. Es gibt genug Universum für alle Wesen.

Und folglich, um meine privilegierte Position als Ausdruck des Schöpfer Mysteriums zu sichern, unterdrücke ich diese Ausdehnungen, weil ich sonst diese falsche Hegemonie verlieren würde, in der wir kulturell in Stufen eingeteilt wurden: entweder oben oder unten, rechts oder links...

Nichts davon existiert. Das Wesen hat es in seiner Verwirrung gehandhabt... angesichts seines Staunens, zu sehen, was es wirklich ist. Wir wissen weder, wie es geschah, noch wann es geschah, aber es hatte eine „Nachkommenschaft” – zu der wir gehören –, in der sich jedes Wesen als König, Prinz, als... Gott betrachtete!

Und das war es auch und ist es auch, aber nicht in der Form, wie es ausgeübt wird.

 

Die Gewebe der Formen unserer Gestaltungen, die Texturen des Denkens unserer Lukubrationen und die Texturen der Liebe der Schöpfungen sind verzerrt, sie sind gestaffelt, sie sind getrennt.

Und es gibt nur eine Textur – um es so auszudrücken ... und mit unserer Sprache von eins oder zwei, von drei fortzufahren: die Textur der Schöpfung. Aber wir können sie nicht mit Vernunft, mit Logik, mit Spiritualität ... mit unserem Körper ergreifen. Nein! Denn sie ist kein Beweggrund zur Ermächtigung.

Ja, ja. Es ist durchaus möglich, dass in diesem Sinne dieser Betende Ruf neuerlich wie andere ausfällt: schwierig, lästig anzunehmen. Und noch lästiger, ihn auszuüben. Denn unvermeidlich müssen wir mit diesen Instrumenten der Logik, der Vernunft, der Erklärungen weitermachen... Und die Lieben der Morgendämmerung (span.: ‚ama-necer‘) müssen wir so lassen, wie sie sind, im Freien; sie sind es, die uns in gewisser Weise einen Hauch von Veränderung, von Erholung geben, aber man hat sehr wenig Vertrauen in sie. Ja, natürlich gibt es Ausnahmen.

Aber das tröstet uns nicht, denn bei der Ausnahme – wenn man von der Ausnahme spricht – spricht man davon, dass es diese oder jene Ausnahme gibt, aber sie wird als etwas Unerreichbares dargestellt und entwickelt. Voilà! Also nützt sie überhaupt nichts.

Ah, diese Ausnahme...

Ja, aber ich muss so weitermachen, weil...

 

Das Lieben und die Liebe werden unter bestimmten Umständen zu Ausnahmen, aber erfahrungsgemäß zu „Benutzen und Wegwerfen”. Und sie wird bereits als hormoneller Prozess definiert, der auftritt; und obwohl es erstaunliche oder... magische Erfahrungen sind – nehmen wir das großartigste Adjektiv, das wir finden können –, obwohl sie so sind, gewöhnt man sich daran und bezieht sich ständig auf die Vergangenheit: „Weil es früher so war und jetzt nicht mehr so ist, oder ich will nichts mehr davon wissen...”, oder eine Unendlichkeit von Haltungen.

Wenn wir auf diese Feinabstimmung der Schöpfung setzen – „Radio Kreation“ –, könnten wir sagen: „Nun, ich bin nicht mehr so. Ich werde nicht mehr so sein.“ Es ist ein Wagnis, natürlich ein Risiko. Denn wenn Du aufhörst, „so“ zu sein, wie die Gewohnheit, die Norm, das Gesetz und all diese Bedingungen Dich klassifiziert haben, dann wirst Du wahrscheinlich Probleme bekommen.

Oder auch nicht! Das Problem liegt darin, dass Du die Reaktionen und Verurteilungen bewertest, die sich um Dein „Ich bin nicht mehr so” bilden. Wenn Du sie bewertest, bleibt alles beim Alten.

Diese Optionen erscheinen uns kompliziert und schwierig. Denn es scheint so zu sein – und das ist auch so –, dass jede kleine Veränderung als etwas Kostspieliges, als etwas Schwieriges, als etwas, das uns schaden kann, angesehen wird. Wenn wir uns auf „Radio Universum” einstimmen und die richtige Frequenz einstellen, wird das nicht passieren.

 

Die Verrücktheit (span.: ‚locura‘) – das, was heilt (span.: ‚lo cura‘)–, die Verrücktheit zu lieben, ein permanenter, andauernder Sonnenaufgang (span.: ‚ama-necer‘) zu sein, ignoriert das Normale, das Richtige, das Angemessene, die Wahrheit...

Und das bedeutet nicht, dass man das Schwert ziehen und die Ungläubigen vernichten muss. Nein. Es bedeutet ein Bewusstsein des Liebens, eine Haltung, sich als Schöpfung und Schöpfer zu fühlen, eine Berufung zur Treue gegenüber dem, was uns das Mysterium in jedem betenden Moment offenbart.

Es scheint schwierig zu sein, ja, aber alle Menschen haben einen Moment, in dem sie die Verrücktheit der Liebe erlebt haben. Einen Augenblick. Dieser Augenblick ist die Anstiftung zum unaufhörlich schöpferischen Verhalten. Und auf ihn und darauf müssen wir uns beziehen, um uns auf die Schöpfung, auf das Schöpfer Mysterium einstimmen zu können – ohne zu können (span.: ‚sin poder‘)[1]–. Das ist keine Rangordnung, wir sind alle Schöpfer Mysterien, aber auf verschiedenen Ebenen. Aber es ist nur eine. Aber die hat viele Gesichter, wie ein Polyeder mit unendlichen Facetten.

 

Ja. Und ein kleines – kleines – tägliches Plus würde ausreichen. So wie wenn wir sagen: „Geh nicht schlafen, wenn Du nicht einen Augenblick der Güte im Laufe des Tages vollbracht hast”. So ähnlich.

Du musst täglich, so als wäre es eine Gewohnheit – was es nicht ist –, aus diesem Moment der Verrücktheit (span.: ‚locura‘) das befreiende Bewusstsein schöpfen, zu experimentieren, um zu transformieren und uns selbst innerhalb dieser Kapsel in etwas zu transformieren, das sie öffnen kann. Und natürlich kann es sie öffnen!

Ja, klar: Hin zum Unbekannten. Selbstverständlich.

Das Bekannte ist es, was uns verwurzelt und uns ständig daran erinnert: „Es gibt keinen Kuchen wie den von Tante Manola.“ „Es gibt keinen Gazpacho wie den von ... keine wissenschaftlichen Beweise wie die von ... kein Gesetz wie das ...“ Und all das ist ein Glied in der Kette der Sklaverei.

Es ist gut, sich daran zu erinnern, um nicht darein zu verfallen... und sich auf das Unbekannte einzulassen.

 

Der Glaube ermöglicht es uns, ohne Angst und Furcht zu leben.

 

Die Wolken kümmern sich nicht darum, wohin sie ziehen. Der Wind bewegt sie, und der Wind selbst weiß nicht warum; er fragt auch nicht danach. Aber das gibt uns Licht, Klarheit, Regen, Schnee... immer anders.

Wie Wolken, die den Launen des Windes ausgeliefert sind, stimmen wir uns auf das Schöpfer Mysterium ein.

 

 

 

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[1] „Sin poder“ kann auch übersetzt werden als: ohne Macht. Das Wort als Verb ‚poder“ bedeutet ‚können‘.