05.25 So viel ausgeschüttete Liebe im Kreiieren, und so viel investierter Eifer im Zerstören

 

BETENDER RUF

 

Jeder Seufzer ist ein neuer Tagesanbruch. Und wenn er das ist, warum ist es dann so einfach zu zerstören, zu schimpfen, zu kritisieren, zu zerstören?

 

Man fährt fort, man fährt fort den Splitter im Auge eines anderen zu sehen, und man sieht nicht... man sieht nicht den Balken im eigenen Auge.

Wie leicht ist es, zu zerstören, zu schimpfen, zu verwüsten, zu beschuldigen... Außerdem kommt es fließend heraus, so als wäre es ein Gedicht. Wie leicht! Und wie schwer ist es, sich daran zu erinnern, dass ein Seufzer ein neuer Tagesanbruch ist.

Ja, es sind verschiedene Ebenen, aber sie gehören zu unserer Natur.

 

Konstruieren ist... – weil es so einfach ist, zu zerstören – zu konstruieren ist anstrengend, hart…  All diese Sätze, die als große Errungenschaft und großer Protagonist bestehen bleiben.

Und in Wirklichkeit bedeutet zu konstruieren... zu folgen, der Dynamik des Lebens, der alltäglichen Anforderung des Dienens zu folgen.

Ohne das würde etwas fehlen. Aber..., wenn man – im weitesten Sinne des Wortes – zerstört, wird Macht aufgebaut. Oh, ja.

Indem man Meinungen, Ideen, Projekte, Verhaltensweisen und – natürlich – Konkretisierungen und Strukturen zerstört, indem er (der Mensch) sie vernichtet, fühlt er sich der Zerstörer, sodass er die Tugend wie eine Flagge trägt. Er empfindet den Wohlstand als eine Errungenschaft seiner Erfahrung, Visualisierung, Hellsichtigkeit.

 

Und wenn man erst einmal die zerstörerische Trägheit aufnimmt, sind alle – von wenigen Ausnahmen abgesehen – die nicht man selbst sind, potenziell schädliche Feinde, wodurch sich das Wesen ihnen gegenüber, allem gegenüber säuerlich verhält.

Das ist die Gesellschaft, die pocht, die sich beklagt, die täuscht, die verheimlicht, die verfolgt.

 

Vielleicht ist das der Grund, warum einige Experten: Philosophen, Anthropologen, Denker…

Mit den „Denkern" ist das so eine Sache. Es scheint, dass es Menschen gibt, die denken, und Menschen, die nicht denken. Andererseits scheint es so zu sein, dass diejenigen von uns, die etwas denken, glauben, dass alle denken. Aber, na ja, der Punkt ist, dass Propaganda Wunder wirkt. Und der Denker „So-und-so", „So-und-so" sind sich sehr wohl darin einig – viel –, dass es uns genauso gut oder schlechter geht als je zuvor. Wow!

Umgekehrt gibt es einige, die sagen, dass es uns besser geht als gestern. Diese sind weniger berühmt.

 

Es stellt sich eine unerwartete Frage: Wächst Gott? Ja. Ich meine, wird ER mit der Zeit besser. Evolutioniert auch ER in seiner Heiligkeit, in seiner Güte... oder verschlechtert ER sich?

Oder ist das eine unangenehme Frage oder ist sie nicht angebracht?

Denn auch wenn es scheint – auch wenn es scheint –, dass in dem Verstreichen des Wesens, dessen herrschende Hegemonie so sehr jede Perspektive, die nicht die eigene ist, relativiert, dass... das, was es nicht sieht, was nicht wiegt, was nicht kontrollieren oder dominieren kann, ein Zweifel ist, gegen den man letztlich in der einen oder andere Weise kämpfen muss, weil das nicht die Macht garantiert.

 

Der Betende Ruf fördert uns dahingehend, weicher zu werden, weniger zu urteilen, weniger zu verurteilen, einfach weniger. Ja. Zu einer anderen Zeit schien das Schöpfer Mysterium schroffer zu sein, nicht wahr? Jetzt scheint ES weicher zu sein.

Niemals war ES weder schroff noch weich. Es befindet sich außerhalb der menschlichen Kategorien. Aber der Mensch braucht Eigenschaftsworte, um sich mit dem Mysteriösen in Verbindung setzen zu können, von dem er mehr schlecht als recht akzeptieren muss, dass es etwas gibt, dass es noch etwas anderes gibt.

Es ist, als würde man ins Universum hinausschreien – wir befinden uns in einem Teil des Universums. Wir schreien, und da wir keine Antwort hören, denken wir, dass niemand da ist. Es ist, wie wenn wir in eine Wüste gehen und wir stoßen einen Schrei aus und niemand antwortet uns. Und wir denken, dass da niemand ist. Derweil vielleicht der Skorpion aufwacht... und gegen unsere Stimmen anstürmt.

Wahrscheinlich –- „wahrscheinlich" – lauschen SIE uns.

SIE verurteilen uns nicht, aber...  – seien wir ehrlich- SIE verurteilen uns nicht, aber SIE grämen sich.

 

Jedes Mal, wenn wir etwas oder jemanden schlecht behandeln, sei es durch Gedanken, Worte, Taten oder Unterlassungen, grämt sich das Schöpfer Mysterium.

Das ist sicherlich nicht wahr. Nein. Das entspricht nicht dieser Kategorie. Aber für uns schon. Ja. Für uns ist das eine Referenz..., um unsere Güte, unsere Hingabe und unsere Freude zum Vorschein zu bringen, und um den Säbel und die Säure des Alltags abzulegen.

 

Es ist so leicht zu zerstören! Wenn das Wesen bemerken würde – bis zu einem gewissen Grad bemerkt es – wie leicht es ist, würde es vielleicht mehr zerstören. Es ist nur so, dass es etwas gibt, das es manchmal aufhält.

 

Grämt sich Gott für unser Tun?

Ja, es ist ein Pfeil auf die Sensibilität, auf unsere Sensibilität.

 

So viel verschwendete Liebe zu schöpfen... und so viel Eifer investiert ins Zerstören! Und so viel Wichtigkeit, sich selbst als wichtig, wahr, authentisch und einzigartig aufzuspielen.

 

Vor kurzem hat ein Elitesportler  – vielleicht, um sich selbst besser darzustellen – in seiner Spezialität außergewöhnlich und berühmt unter den Berühmten, einen Wettbewerb veranstaltet. Einen Wettbewerb, den er bereits zehnmal gewonnen hatte und der, nun ja, bei dem angesichts seiner Außergewöhnlichkeit, mit Applaus nicht gespart werden kann, nicht wahr?

Aber siehe da, der Sportler, angesichts... ja, wir werden es „das römische Forum"  – wie die Gladiatoren – nennen, siehe da, er verletzte sich  – was möglich ist, es ist nichts außergewöhnliches – und er musste sich zurückziehen.

Die Reaktion des Publikums war ein gewaltiges Auspfeifen. Sehen Sie, wie einfach es ist, zu zerstören?

Plötzlich war der Bonbon der zur Schau Stellung, des perfekten Treffers oder des Wettkampfs der Gegner vorbei! Und das Publikum, das dafür bezahlt hatte, fühlte sich im Stich gelassen und vergaß alles, was getan worden war! Alles!

Ja, das mag als eine unwichtige Tatsache durchgehen, als ein Detail... Mensch, das ist zumindest hässlich, nicht wahr? Aber es ist ein Beispiel für das, was uns der Betende Ruf zeigt: Wenn ich nicht erhalte, nicht habe, nicht erreiche, was ich will, zerstöre ich, was da ist. Ich schätze überhaupt nicht, was getan wurde... was verwirklicht wurde... Nein, nein. Ich drehe es um, ich interpretiere es neu, ich interpretiere es neu, ich vermittle es neu. Ich drehe es um, ich interpretiere es um, und ich zeige es als...

 

„Oh... oh!  Es ist eine Überlegung wert: Was wird passieren… was wird passieren, wenn ich durstig bin, und sie geizen mir gegenüber mit dem Wasser? Wie wird das Leid sein? Werden sie sich daran erinnern, dass ich zu trinken gab, bis der Durst gestillt war oder...?

Und das geschieht im Kleinen, im Großen, im Detail, im Augenblick.

 

Und jeder bereitet sich vor wie ein Gladiator, in der Hoffnung, den Applaus für den Triumph zu bekommen. Selbst wenn..., selbst wenn er im tiefsten Inneren spürt, dass sie ihn an dem Tag, an dem es nicht so ist, wie sie es wollen, angreifen werden.

Das ist es! Das ist die Fabrik des Lebens! Die „Fabrik"? Ja, die Fabrik! Es ist wie eine Fabrik.

 

Fabrik der Gladiatoren, Verurteiler, Beifallspender.

 

Ja, all das kann als dramatisch angesehen werden; das kann alles als dramatisch angesehen werden. Aber wenn wir diesen Hauch von Humor beifügen... man sagt „schwarz"…. ich weiß nicht, warum sie ihn „schwarz" nennen.

Ich weiß nicht, ob das etwas Rassistisches ist...: schwarzes Kino, schwarzes Geld, schwarze Version... Das wird es sein, das wird es sein, ja. Es gibt Farben, eh: marineblau, grün, orange... Man könnte für jede Sache ein ‚Farbchen‘ nehmen, oder? Ich meine, für Drogendealer... ich weiß nicht, den bräunlichen, für zwanghafte Lügner, den Lilanen... ich weiß nicht, der schwarze ist, also... Und so könnten wir, ohne es zu merken, Rassismus wegnehmen.

 

Oft genug klopft es im Klang des Betenden Rufs, in den Gedanken der Menschen: „Aber wird der (der Betende Ruf) wohl etwas wert sein? Wird der etwas verändern? Oder wird er ein Relikt bleiben, nun ja, es kommt darauf an, wer ihn annimmt, aber es ihm unmöglich, ihn anzuwenden?

Obwohl es vielleicht eine Hoffnung gibt – das Leben ist eine Hoffnung, ob man will oder nicht, selbst wenn es der Zerstörung gewidmet ist –, gibt es die Hoffnung, dass jemand, irgendjemand, zufällig, etwas sagen wird:

„Durch Gedanken, Worte, Taten und Unterlassungen bin ich ein Zerstörer gewesen. Ich habe nicht aufgebaut... und ich habe mich als Sieger gefühlt und sogar Beifall geerntet.“

 

(2 min Stille)

 

Und wenn es leicht ist, zu zerstören, ist es vielleicht auch leicht, zu seufzen. Und damit zu schöpfen und zu glauben und zu wachsen.

 

(2 Min. der Stille)

 

Es scheint schwierig, nicht zu urteilen, zu verurteilen, zu verteidigen und anzugreifen.

Aber das Gegenteil ist der Fall: Die Anstrengung, die damit verbunden ist, sich zu verteidigen, anzugreifen, zu verurteilen, zu richten... erzeugt eine mentale Ankylose als Besitzer der Wahrheit, die es uns nicht erlaubt, zu lernen, uns auszutauschen oder uns weiterzuentwickeln.

 

Wenn ich mich wichtig fühle und das Gefühl habe, im Besitz der „Wahrheit" zu sein, werde ich mich immer – hey, immer – angegriffen fühlen. Wenn ich dagegen eine Haltung der Demut, der Beziehung, der Abhängigkeit untereinander, des Dienens habe, welchen Grund gibt es dann, mich anzugreifen?

Derjenige, der sich selbst in Macht, Dominanz und Kontrolle, Wahrheit und Authentizität errichtet, tut dies auf der Grundlage von Kritik, Verurteilung und der Vorherrschaft seiner verschiedenen Eigenschaften. So wird er Rache erzeugen und ausüben; er wird Streit erzeugen und Zwist schüren; er wird Gewalt erzeugen und schüren.

 

 

Jedes Wesen der Menschheit, wegen dem, weil SIE uns lauschen, wegen dem, weil SIE uns hören, hat die Verantwortung – nicht als Anstrengung, nicht als Opfer, nicht als Schmerz –, ein befreiendes Zeugnis zu sein, ein Ausdruck der Versöhnung. Nicht als Verteidigung, die zum Angriff wird, nicht als Flucht auf der Suche nach anderen Gegnern.

 

Machen wir aus jedem Seufzer eine Hoffnung auf Klarheit, ein wahres Fest, um zu entdecken, dass wir fähig sind, Momente des Guten zu sein.

 

 

***