5025 Unter dem betenden Sinn ist Glauben der Schlüssel

 

BETENDER RUF

 

Und wir durchqueren immer diffusere Bereiche der Mächte – und der Macht selbst – der Diversifizierung der Tendenzen.

Es ist, als ob die Zeit der absoluten Mächte, der dominierenden Mächte, der gewohnheitsmäßigen Unbeweglichkeit ihre ganz Fülle, ihre Unfähigkeit, ihre Inkompetenz erreicht hätte, und als ob sie explodiert wäre. Explodiert in Räume, Zeiten und korpuskularen Handlungen, aber mit der Erinnerung und dem besitzergreifenden absolutistischen Verhalten. Und ja – um es so historisch zu sagen – früher gab es eine Macht, jetzt gibt es Tausende von Mächten.

Diese Situation schafft eine Vielzahl von Konfrontationen. Obwohl sie (die Fragmente) aus einem Absolutismus hervorgegangen sind, ist jedes Fragment dieses Absolutismus, also jedes einzelne ist absolutistisch. Aber sie erkennen sich nicht mehr wie früher als eine Einheit an, sondern jedes für sich beansprucht seine transzendentale Wichtigkeit.

Es werden Allheilmittel aller Art verkauft, und wenn man ihnen zuhört, wird einem klar, dass ihre Absicht Macht, Gewinn, Herrschaft und Kontrolle ist.

 

Der Betende Ruf warnt uns vor dieser Tendenz, die uns alle betrifft, und die wir im Gebet erkennen können: nicht in die Falle des Sektierertums, des Absolutismus, des Konzepts der „Wahrheit” zu tappen, und das alles persönlich oder in kleinen Gruppen.

Und damit entwickeln wir Vorurteile, Angriffe und Verurteilungen gegenüber allem, was nicht zu uns selbst gehört, was nicht das Persönliche ist.

 

Der Karikaturist[1] „el Roto”, bot uns ein Bild, das einen Teil des heutigen Betenden Rufs gut veranschaulichen kann: Man sieht einen Filmexperten, der sich die verschiedenen Einzelbilder eines Films ansieht und sagt: „Wenn man sich die Geschichte Bild für Bild ansieht, wird deutlich, dass das alles eine Montage ist”. Klar, es ist ein Filmschnittmeister, der in der Karikatur zu sehen ist und Bild für Bild, alles, der ganze Film ist eine Montage... der Geschichte.

Und so kommt es, dass jedes Teilchen dieses Ausbruchs von Absolutismus – oder des Absolutismus im Allgemeinen – im Laufe dessen, was wir „Geschichte“ nennen, verschiedene Absolutismus aufstellen wird, deren Wahrhaftigkeit ins Wanken gerät.

 

Angesichts dessen ist es leicht, Hypothesen aufzustellen und zu versuchen, die verschiedenen Versionen eines Ereignisses „in Ordnung zu bringen”. Aber dieses in Ordnung bringen ist sehr persönlich und in diesem Fall individuell sehr mächtig. Und so kommt es zu diesen Versionen, in denen eine Person eine Version fest behauptet und die andere Person eine andere Version über dasselbe Ereignis fest behauptet. Der Beobachter wird gezwungen, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden und die Geschichte der einen oder anderen Fraktion zu sehen.

Was, was ist passiert? Oder was war das Geschehnis? Soll man sich für die eine oder die andere Version entscheiden?

Oder sollte man eine neue Version zu denen, die nicht gleich sind und sich widersprechen, vorschlagen, eine neue Version, die beide zufriedenstellt?

Puh! Sich als Schiedsrichter einmischen und schlichten, warum es zu diesem Streit gekommen ist. Wo lag oder liegt die Vergesslichkeit, die Unachtsamkeit, die Lüge...?

 

Ja. Wir können sagen, dass es auch nicht so wichtig ist, dass jeder tun und denken soll, was er will, und dass wir diesen neuen Weg des Vergessens, der Lügen, Versionen, Meinungen und ... die ständigen Zusammenstöße größeren oder geringeren Ausmaßes weitergehen sollen. Und dass man am Ende sagt: „So ist das Leben und so ist die Freiheit”, weil wir aus einem radikalen Absolutismus der Gedanken, Worte, Taten und Unterlassungen kommen.

Entweder geht man davon aus, dass die Verwirrung in „Makroskopie” – also in großen Problemen – oder nur in kleinen Problemen vorliegt.

 

Es tauchen die Experten, die Spezialisten, die Publikationen auf... und darüber muss man sich eine Meinung bilden. Die Tendenzen zeigen, dass man sich „jetzt” dagegen stellen muss... „morgen” vielleicht nicht, und dass man dann dafür sein muss und die Argumente, die dagegensprachen, als banal abtun muss.

Schauen wir uns Fakten an – wie uns der Betende Ruf fordert –wie die, die wir gerade im Fall der Inszenierung gesehen haben,[2] und Fakten wie den kürzlich erlebten Fall: „Hunderte“ oder „Tausende“? Können die zählen? Von dem Ort aus, an dem das Foto aufgenommen wurde, scheinen es „Hunderte“ zu sein. Wenn wir es aus einem anderen Blickwinkel betrachten, können es „Tausende“ sein. Und wir werden nur ungefähr wissen, „wie viele“ es sind, wenn wir dort sind. Aber wir können nicht alle zum Obersten Gerichtshof gehen, um gegen die Verurteilung des Generalstaatsanwalts zu protestieren.

Wenn... – und hier zeigen sich die Machtkorpuskel – wenn man an den Punkt gelangt, an dem die Gemeinschaft nicht das bekommt, was sie wollte –aber angemessen manipuliert ist und dieser Manipulation gehorcht – gibt es keine Hindernisse mehr, die eine Diskussion verhindern. Man wendet sich gegen die Entscheidung... ohne zu wissen, natürlich! Denn wussten alle, die gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs protestierten, um welche Feinheiten es sich handelte, die diese Richter dazu veranlassten, den Generalstaatsanwalt zu verurteilen? Wussten sie das? Oder kannten sie die Pressemitteilungen der einen und der anderen? Die offensichtlich nicht übereinstimmten; offensichtlich gab es Unterschiede.

Die Glaubwürdigkeit des Obersten Gerichtshofs wird in diesem Fall in Frage gestellt. Und nicht nur in Frage gestellt, sondern man ist dagegen, eine oder mehrere Gruppen.

Aber in Zeiten des opulenten Absolutismus konnte das nicht passieren, und es passierte auch nicht! Vielleicht kam es ihnen nicht einmal in den Sinn. Aber jetzt hat jedes Wesen, jedes Teilchen seine Hegemonie, und es kennt sich mit Gesetzen aus, es kennt sich mit Gerichten aus, es kennt sich mit Medizin aus, es kennt sich mit Architektur aus, es kennt sich mit Ergonomie aus, es weiß ... es weiß alles! Letztendlich ist jedes Wesen ein Experte.

 

Der Betende Ruf stellt uns diese leicht erkennbare Situation vor, die weder Verurteilung sucht noch ... Nein. Einfach nur „sich bewusst werden”. Jetzt gilt es, „zu erkennen”. Und sehr aufmerksam zu beobachten, dass genau das, was wir erkennen, auch uns selbst passieren kann. Und wir können zu Experten werden und natürlich in Verwirrung, Konkurrenz und Machtkämpfe geraten.

Damit wird natürlich der Planet Krieg mit seinen Kriegern an der Spitze durch diesen Krieg genährt, bewegt und aktiviert, auf der Suche nach Sieg, Besitz und persönlicher Bedeutung.

 

Das betende Wesen muss sich gegenüber all diesen Tendenzen positionieren.

Wir können durchaus an dem zweifeln, was man uns erzählt, misstrauisch gegenüber den Worten sein, die man uns gegenüber ausdrückt, aber wahrscheinlich gibt es dafür doch irgendeine Evidenz. Wahrscheinlich. Aber es wurde mit so-so vielen Schichten umhüllt, dass die allgemeine Tendenz eher zu Unglauben, Zweifeln und Verdacht tendiert.

Was also tun? Was kann der Betende tun?

 

Wir sehen bereits, wie künstliche Intelligenz in der Lage ist, eine ganze Geschichte einer Persönlichkeit zu entwerfen. Und wir können eine ganze Geschichte zusammenstellen ... voller Leiden, Arbeit, Hingabe, Glückseligkeit, Perfektion, Harmonie, und wir können entsetzt über so viel Tugendhaftigkeit sein!

Aber wenn wir sie ruhen lassen und uns die Konstruktion ansehen, beginnen sich die Besonderheiten und Tugenden aufzulösen. Aber im Moment hat der Plan funktioniert und es wurden Anhänger für diese explosive Version gewonnen.

 

Unter dem Betenden Sinn ist der Glaube der Schlüssel. Ja. Da hinter jeder Montage – wahrscheinlich – ein Bruchteil von Offensichtlichkeiten steckt, besteht unser Glaube aus der Perspektive des Betens darin, uns ohne jede Neigung zu verhalten. Unter dem Vorzeichen des Glaubens zu stehen, des kreativen, schöpferischen Glaubens, der das ist, was das Wesen ausmacht.

Und sich im täglichen Leben unter der Identität des Dienens, des Glaubens, der Hoffnung, der Treue zu üben... Aber nicht hin zu dieser oder jenen Tendenz, sondern zu der Präsenz unserer Identität, die unter diesem Kriterium natürlich nicht wichtig sein wird, nicht fachkundig sein wird, nicht dominierend sein wird, nicht manipulativ sein wird und kein besonderes Interesse daran haben wird, dass dies so oder so sein soll.

Sie wird nicht verurteilen, sie wird nicht vorverurteilen. Sie wird da sein, sie wird dienen, sie wird geben. Und natürlich wird sie hinhören und beobachten und ihre Sinne einsetzen, um diese mächtige Zerstreuung zu sehen, aber schon in dem Wissen, dass es sich um eine Zerstreuung, eine Vermehrung von Mächten handelt, in der jeder versucht, auf der Grundlage der Macht, die er ausüben kann, Anhänger zu gewinnen.

Ja. Unser Beistand ist der Name.

Wir müssen in unserem Sein und Dasein den Beistand unserer Natur in Anspruch nehmen...

Und in die kreative Schöpfung eintreten, um ein Zahnrad zu sein, das verbindet, vereint, harmonisiert, das ausgleicht, das aufheitert.

„Das verbindet, das vereint, das harmonisiert, das aufheitert.“ „Das verbindet, das vereint, das aufheitert, das Gemeinschaft schafft.“

 

Nein, die Einheit der Demut ist nicht leicht zu erreichen. Nein, die Auflösung von Einfluss und Macht ist nicht leicht zu erreichen... denn die ansteckende Wirkung dieses Kriegsprozesses ist enorm.

 

(2:30 Min. der Stille)

 

Stille als Haltung der Leere, um die Verklumpungen des Geistes aufzulösen; Stille als Haltung des Hinhörens, um wirklich zu horchen, ohne zu urteilen, sondern um die Verantwortlichkeiten aufzuzeigen, die mit unseren Aktivitäten, unseren Handlungen einhergehen. Und in dem Maße, in dem wir – in diesem Ton der Ausgewogenheit, Harmonie, Übereinstimmung, Gemeinschaft – unsere Antwort-Verantwortung erkennen, werden wir in der Lage sein, unsere Handlungen zu umreißen, zu bewerten und zu verfeinern.

Dieses Einmischen in absolut alle Handlungen – oder zumindest das Bestreben danach – und das Handeln sind Teil dieser Ansteckung mit Macht. Und wenn das nicht funktioniert, oder wenn es mir so erscheint, dass es nicht funktioniert, oder wenn ich glaube, dass es nicht so ist, dann handle ich! Und ohne weiteres… schneide ich oder breche ich oder werfe weg...!

 

Übereilung ist zweifellos auch eine der Druckgeschwüre dieser Macht.

Aber solange man die eigenen Handlungen nicht anerkennt, mit allem, was das mit sich bringt...

Und das basiert darauf, ein betendes Wesen zu sein, gläubig zu sein, glaubwürdig zu sein. Und zu wissen, sich einzufinden, es verstehen zu antworten – in diesem Ton der Demut – zu wissen… zu horchen, in dieser Stille, was unser Handeln ist, was unsere Verbindlichkeit sein muss.

Und wie auch immer die Entscheidung ausfallen mag, Verantwortung dafür zu übernehmen.

 

Mit diesen Prämissen, die uns der Betende Ruf nahelegt, werden wir in der Lage sein, Gelassenheit zu bewahren und – ohne Macht, sondern mit Taten – zu verknüpfen, zu vernetzen, zu kontaktieren, auszutauschen und vielleicht sogar zu Vereinbarungen zu gelangen. Aber Sie dürfen nicht „gegen” sein, Sie dürfen keine Angriffe ermöglichen oder begünstigen, Sie dürfen keinen Anlass für Angriffe geben, sondern müssen sich auf diesem schmalen Grat.… einer subtilen Hoffnung bewegen.

Ja: „Subtile Hoffnung”. Und wir bezeichnen sie als „subtil”, weil die Hoffnung dick, dicht, verzweifelt geworden ist. Und man muss sie verdünnen, sie begehbar, ausübbar, „erlebbar” machen.

Und all das – wenn wir schon von Eile sprechen – hat Eile. Aber es ist keine Eile von heute auf morgen, sondern von heute. Damit gibt es keine Eile, denn Eile ist, wenn man von einem Ort zum anderen eilen muss, wenn man eine Strecke zurücklegt. Aber wenn sie Augenblick wird, wenn ich augenblicklich gelassen werde... Nein: „Ich bin auf dem Weg zur Gelassenheit” – denn auf dem Weg verliere ich oder bin ich überstürzt oder zu langsam.

Jeder Betende Ruf ist eine sofortige Bekehrung, eine Inszenierung, ein Einsatz, eine Wette. Ja, „eine Wette” auf den Glauben, auf die Güte. Möge diese entstehen, weil sie unserer Natur entspricht.

 

Und in diesem Prozess des Augenblicks sind wir Hilfe, sind wir Beistand. Damit uns die anderen als Hilfe und Beistand sehen. Und gleichzeitig lassen wir uns in unserer Unwissenheit, in unseren Vorstellungen, in unseren Einstellungen helfen und unterstützen.

 

 

Aus der Klage eine anerkannte Möglichkeit machen, den Fehler wiedergutzumachen, die Position zu klären, diese Veranlagung von persönlicher Wichtigkeit, was den Charakter prägt, den jeder Einzelne ausübt, vorweist und zeigt. Und folglich gibt es ihm den Namen und Nachnamen, dass es ranzig, teilnahmslos, unverschämt ist, dass er unerträglich ist, dass er eitel ist... Und so eine Reihe von Stempeln, welche die Umwandlung desAugenblicks in diese Gelassenheit sehr schwer machen.

Deshalb kann uns dieses Hinhören in Stille ermöglichen, uns von dem Stempel zu befreien, den andere uns aufdrücken oder den wir uns selbst aufdrücken, um uns zu „entsiegeln” und um nützlich zu sein.

 

Es klingt einfach, aber dieses Wort – „nützlich” – sollte man sich zu Herzen nehmen, und es ist gut, zu bewerten und einzuschätzen: „Was ist mein Nutzen? Wobei bin ich nützlich? Für wen bin ich nützlich? Wem bin ich nützlich?

Ja. Und hüten Sie sich vor diesem defätistischen Gefühl, das im Grunde genommen ein Mangel an Engagement ist; diesem Gefühl: „Ach, ich bin nutzlos”.

Nein!

 

Die Tatsache, dass wir sind, dass wir existieren, zeigt unsere Nützlichkeit. Und sie impliziert Verantwortung. Und sie setzt Zeugnis voraus.

Und wenn wir unseren Nutzen nicht sehen, sollten wir vermuten, dass wir unsere Fähigkeiten, unsere Fertigkeiten nicht entwickeln wollen. Wir wissen zwar, dass wir sie haben, aber wir verlangen Anerkennung und Applaus und deshalb üben wir diese Fertigkeiten nicht aus. Vielleicht ist es das.

Nein. Wenn man von „nützlich“ spricht, geht es nicht darum, sich selbst nützlich zu sein, sondern darum, für die Umgebung, in der ich mich befinde, nützlich zu sein. Zum Beispiel, indem ich mein Zimmer sauber halte, oder indem ich mit Lebensmitteln sorgfältig und achtsam umgehe...

Es gibt so viele Möglichkeiten, unsere Nützlichkeit zu erkennen und zu schätzen, dass es eine Verschwendung ist, sie nicht auszuüben.

Denn in dem Maße, in dem wir uns nützlich machen und unsere Nützlichkeit erkennen, schaffen wir „Nützlichkeiten”. Und das sind Hilfen, Dienste und Beiträge.

 

Das Leben kennt keine Pause. Das Leben ist keine Pause, es ist kein Herrschaftsgebiet und kein Besitz. Es ist ein ständiger, kontinuierlicher, permanenter, unendlicher, ewiger Fluss.

 

Möge der Durst nach Nützlichkeit geweckt werden – „möge der Durst nach Nützlichkeit geweckt werden” –, damit Hilfsbereitschaft dauerhaft geteilt und in kreativen Optionen und Vorschlägen ausgeübt wird.

Und damit die Verantwortung nicht umgangen oder gerechtfertigt wird...

Und damit die Unverantwortlichkeit nicht als Fehler, als Versehen, als ... „Ah, der Chirurg hat sich vertan und ein Tuch vergessen” ... „Er hat sich vertan und statt 5 Milligramm ... 20 Milligramm gegeben” gerechtfertigt wird.

 

Ein Stein im Schuh wird schließlich zu einem Geschwür am Fuß. Und wenn wir darauf bestehen, werden wir am Ende lahm.

 

 

 

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[1] Andrés Rábago García, „El Roto“, spanischer Karikaturist und Humorist.

[2] In Bezug auf einen Protest der Bürger gegen die Verurteilung des Generalstaatsanwalts am 23.11.2025.