22.24 Sich im Leben einfinden und aufhören, Protagonist zu sein

 

BETENDER RUF

 

Und die Präsenz des Wesens im Verhältnis zu seiner Umgebung hat sich in eine Herrschaft der persönlichen Gründe, des persönlichen Wissens, der persönlichen Wahrnehmungen... und der persönlichen Wahrheiten verwandelt.

Weit entfernt verbleiben jene Kondensstreifen der Interpretation der Träume, der Auswertung der Wolken, der Kaffee- oder der Tee Sätze, der Fantasie oder der Illusion..., in Wirklichkeit des mysteriösen, liebevollen und transzendenten Halos.

 

Indem sich das Wesen in seinen Fähigkeiten und in seinen Errungenschaften entwickelt hat, hört es immer mehr auf, die Hand der Vorsehung, die Präsenz des Mysteriums zu sehen.

Und je mehr wir sie benötigen (die Vorsehung) – aufgrund von Spannungen, Konflikten, Schwierigkeiten -, desto mehr tauchen die Arroganz der persönlichen Wahrheit, der Verstand, die Erklärung auf ... und noch mehr stellt sich der Kampf ein, der bis zu Beleidigungen geht, … wodurch sich Verhaltensweisen der einen und anderen typisieren, und es ist schwierig eine Beziehung zu finden, in der die liebevolle Intimität vorherrscht und das Erleben quantifiziert wird.

Dass wir bemerken, dass wir ein Tagesanbruch (span.: ‚ama-necer’) sind, dass wir in Präsenz im Universum sind und in dem wir wohnen, und dass die Wahrheiten, die uns heute quälen... morgen falsch sein können und übermorgen können sie wieder gewiss sein.

Die Herrschaft, die das Wesen beabsichtigt über sich selbst und über den anderen  aufzustellen, auch wenn man das als „erfolgreich” katalogisieren könnte, wird mittelfristig, ‚viertelfristig‘, autoaggressiv, wird schmerzhaft, wird Misserfolg.

 

Abgesehen von der persönlichen Ego-Vergötterung unserer Begründungen, Erklärungen und übrigen Positionierungen, „hilft” uns unsere Umgebung – Hilfe in Anführungsstrichen -, damit die Neurotisierung des Alltäglichen zähflüssiger, dichter wird: „Wenn es mir so ergangen ist, warum sollte es Dir dann so ergehen. Also nein, es soll Dir auch gut gehen.”

Und es ist egal, ob wir die beste Tageszeitung, die beste Nachrichtenagentur oder die besten intentionierten Meinungen konsultieren.

 

Wenn wir genau hinsehen, dann ist in der Mehrheit der Fälle diese Umgebung feindselig, sie bringt uns zum Misstrauen, sie bringt uns aus der Fassung, zum Zweifel … Weil die Umgebung zerrüttend geworden ist und sie hat aufgehört, nach der Transparenz, nach Vertrauen zu streben.

Und es ist leicht, in eine Meinung anderer einzutreten. Sehr leicht. Weil das außerdem für den anderen einen Triumpf mit sich bringt. So wie die Sekten oder die Politiker oder die Abgruppierungen, die Anhänger suchen.

 

Die menschliche Spezies ist zweifellos - und anscheinend werden wir einen Sprung machen - biologisch ein absolut störendes Ereignis der Spezies Leben.

Wir müssen uns in dieser Überprüfung, in dieser Auswertung nach unserer Teilhabe in unserem neurotisierenden Prozess fragen, der, so wie es bereits das Lied besagte: „Sehnsucht, Beklommenheit und Verzweiflung”, drei Faktoren hat, die dort vibrieren, indem sie diese Botschaft der Unfähigkeit, der Zerstörung … ohne Ausweg tragen.

 

Wenn wir für einen Moment – hey, für einen Moment , weil es absolut unmöglich ist, aber es dient uns als Referenz -, ja, wenn die Schöpfung für einen Moment eine Vorliebe gehabt hätte - wegen dem „nach dem Ebenbild”, was man sagt, dass wir es sind - …, wenn sie diese Vorliebe für irgendeinen Moment für diesen, jenen oder den anderen gehabt hätte, würde da die Spezies existieren?

Das Entgegenkommen, die Geduld, die Ausdauer, der Glaube, das Vertrauen, das Versprechen des Ewigen, all da schwebt über uns und es scheint, dass es ignoriert wird, na gut, mehr als dass es „scheint“, wird es ignoriert. Und jeder einzelne nimmt sein Modell, das Aufgezwungene, das Etablierte, fast immer mit einigen kleinen Variablen. Weil es das Modell ist, dass eine Kontrolle und eine Beherrschung der Situation erlaubt. Dort ist sein Erfolg. Auch wenn es eine Kontrolle des Jammers, eine Herrschaft der Wut, eine Handhabung der Traurigkeit ist … das ist egal(!), die Sache ist, dass ich es kontrolliere, es gehört mir.

 

Der Ameisenhaufen organisiert sich ohne Brüche. Der Bienenstock etabliert sich mit Süße. Die Wolken verstreichen mit Umsicht. Der Tagesanbruch ergibt sich pünktlich und die Sterne sind unfehlbar.

 

Und gleichzeitig macht das Wesen aus seinen Zuneigungen, Dramen, aus seinen Argumentationen, Zwänge, aus seiner Logik drastische Entscheidungen.

Und es streift mit … nichts umher! Ohne zu wissen, dass das NICHTS es bildet und dass ES ihm alles gibt, was es benötigt. Und wir erinnern uns: Wir haben alles. Und wir sind unfähig, das Angemessene zu wählen...? Aber wir sind in der Lage, das Zerstörerische, das Störende, das Unbequeme, das Reaktive, das Konfuse zu wählen…

Sie haben uns beigebracht… Na gut, „sie haben uns beigebracht”! Ja! Wir sagen, dass sie uns beigebracht haben, dass ein gut gepflanztes Saatkorn in einer vorher etablierten Furche und mit einer Beregnung von Wolken oder Gießkannen eine Ernte ergeben würde. Gewiss! Gewiss, aber man müsste sich fragen: „Und was, was hat man mit den Saatkörnern gemacht?”

- Ah! Du hast sie gegessen(!)..., um stärker zu sein, um fähiger zu sein. Und jetzt, wo Du Dich in der Schwierigkeit siehst, beklagst Du Dich wegen der fehlenden Ressourcen und Mittel… Aber hast Du die angemessene Beackerung vorgenommen? Hast Du Dich um das Saatkorn gekümmert und hast Du es abgesetzt? Ah! Nein! Du hast es gegessen! Und jetzt beklagst du Dich.

 

Und es tauchen die Klage, die Forderung, die Wut… als gewöhnliche Situationen auf.

 

Der Betende Ruf drängt darauf, ja, einmal mehr. Und er macht das mit sich selbst … nicht, nicht er selbst, sondern der beste Enthusiasmus, mit dem er es in ähnlichen Umständen angesichts des fortschreitenden und zerstörerischen menschlichen Zusammenlebens hätte machen können.

Er ruft uns – denn wir wagen es, uns bei dem Ruf einzufinden - und uns zu begeben in… in das Leben, das Güte ist! In das Leben, das Anziehung ist! In das Leben, das Kooperation ist! In das Leben, das Feinabstimmung ist! In das Leben, das Vertrauen ist! In das Leben, das Engagement ist! In das Leben, das Freude ist!

 

Für einen Moment aufhören, Protagonist, mächtig, wahrhaftig, authentisch zu sein. Aufhören - für einen Moment - aufhören so intelligent, so empfindlich, so … so „so-klare-Ideen“ zu sein.

Sich für einen Moment zur Verfügung zu stellen, mit geöffneten Sinnen, damit uns die frische Luft der Vorsehung diesen Hauch des Lebens einflößt, der die Grenzen durchschreitet, der - so wie das Lied sagte - „der, wie der Frühling, keinen Garten benötigt“.

 

(2 Min. der Stille)

 

Für einen Moment die Erleichterung, die nicht fordert, die Erleichterung, die keinen Einspruch einlegt, die Erleichterung, die sich anbietet, jene, die uns dazu bringt ein- und auszuatmen… die uns mit Heiterkeit überschwemmt.

 

(4 Min. der Stille)

 

Das NICHTS der Liebe des Tagesanbruchs (span.: ‚ama-necer’)wird zumMantel.

Das NICHTS, das keinen Ertrag sucht, das keine Tendenz hat, wird zum Trost.

Das unsichtbare NICHTS wird zum vollen Vertrauen...

Jenes, das uns zum Schlaf bringt und uns wach macht.

Jenes, das unseren Hunger und unseren Durst erweckt.

Jenes, das aus unseren Sinnen (span.: ‚sentidos’) Gefühle (span.: ‚sentires‘) macht.

Jenes, das uns angesichts der Zartheit dessen begeistert, was beginnt, was sich initiiert, was sprießt.

 

 

Die Tugend schüttet sich über diesem Ort des Universums aus.

Und als eine minimale Gabe für das Bewusstsein zu leben ist es angebracht „Danke“ zu sagen.

 

 

 

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