
4.23 Ohne Anfang noch Ende verewigen wir uns in kontinuierlichen Transformationen
BETENDER RUF
(4 Minuten der Stille)
Und zu leben wird zur Kunst, wenn durch unser Bewusstsein das Beten mit unserem Ursprung des Unendlichen in Übereinstimmt kommt …; mit unserem Schöpfer Mysterium. Das, wenn wir „unser“ sagen nicht auf irgendeinen besitzt hinweist, sondern einfach nur als Referenz.
Und so werden wir Lebenskunst, wenn wir das Gebetete meditieren und wenn wir betrachten, was geschieht.
So machen wir in den unterschiedlichen Aktionen Kunst und unser Bewusstsein wird transzendent, nimmt das Mysterium an … arbeitet, was das mit sich bringt, die Lektüre aus. Und das befreit uns vom sich beschwerenden Protagonismus nach „mir selbst”, welches nie zufrieden ist, das immer fordernd ist …, weil man sich selbst zur Referenz gemacht hat.
Wenn unsere Referenz die Ewigkeit ist und nicht das endliche Bewusstsein des Anfangs und des Endes, dann verwandelt sich unser Leben in ein Zeugnis dieser Liebe, die uns erhält, die uns unterhält, die uns führt, die uns orientiert.
Der Betende Ruf wirkt auf unsere Position ein, auf unsere Disposition mit Respekt gegenüber den Forderungen, die uns umgeben.
Und dort haben die Bittstellungen und die Entscheidungen nach Vorlieben, nach Auflagen und nach Angeboten keinen Platz.
Die geschehen und die ergeben sich, wenn das Wesen sich auf sich selbst und sein Tun bezieht, auf seine Verhaltensweisen, unabhängig davon, ob sie notwendig, klagend, real oder nicht sind.
Die Folgen des Bewusstseins der Unendlichkeit vom Ewigen sind –wenn sie im Leben umgesetzt werden-, dass sie uns hin zu Verhaltensweisen, Aktionen und Realisierungen öffnen, die nicht aus unserer Vorbereitung, aus unserer Kultur, aus unseren Angewohnheiten ausströmen. Sie strömen aus der Inspiration dieses … Funken des Zufalls, dieses Moments der Unsicherheit, dieses unvorhergesehenen Augenblicks, dieses Blitzes, der uns erhellt, hervor, der keine Erklärung hat, dem es an Grund fehlt. Und dort ist es wo die Liebe näher einhergeht.
Aber das Wesen wird so persönlich(!) –persönlich-…, dass es in seinem Denken untertaucht, es wickelt sich über sich selbst auf … und es sieht nur seine egozentrische Befriedigung, die verstreicht, die geschieht, die sich aufbraucht.
Und für gewöhnlich sondert sich das Wesen in seiner Überlegung und in seiner Referenz ab und befasst sich mit der vulgären Handlung des alltäglichen Gehorsams dem Etablierten, dem Vorgesehenen, mit dem Geordneten, mit dem Versklavenden gegenüber … Und er versklavt. Er gehorcht seinen Tendenzen und nicht der Disposition seiner Erlebnisse und seines Glaubens.
(8 Minuten der Stille)
Wenn zu beten zum Fahrzeug unserer Konstanz als Universum wird und unser Leben zur Kunst in der Realisierung, dann passen in dieses vibrierende Bewusstsein nicht die Angst und die Sorge.
Wir befinden uns in einer permanenten Ausdehnung der Außergewöhnlichkeit, der Originalität …, in dem, was wir wirklich sind: gesandte Diener des Lebens … eingeschifft in ein Mysterium, das uns den vitalen Hauch gibt, das uns koordiniert und uns in dem Flug der Schmetterlinge, in dem Tagesanbruch, in der Abenddämmerung, in dem Glück haben orientiert. In diesem verliebten Moment, in dem das Fühlen erfüllt ist …, aber welches es benötigt, in diesem Bewusstsein der Fülle zu bleiben.
Und dort ist es, wo das Wesen seine Tendenzen, seine Habseligkeiten, seine Neigungen, seine Proteste aufgibt … und es befreit sich und es befindet sich in dieser Disposition hin zum wirklich Benötigten
Weil es leicht ist, sich in Almosen oder in Erleichterung von jenem oder dem anderen zu verwandeln. Und es ist erfreulich für das Ego. Aber es bedarf des Protagonismus. Es akzeptiert nicht die Anonymität.
Zu leben ist mit Protesten, mit Verlusten, mit Beförderungen geordnet worden: Projekte, die die Forderung des Applauses suchen …, ohne das Erwachen eines jeden Tages zu erwarten, ohne die Gaben unserer Natur zu erwarten, ohne die Gelegenheiten, Möglichkeiten, Umstände, Momente zu erwarten …, in denen uns die Vorsehung läutert, uns schleift, damit wir entschiedene Befreite sind. Und damit wir keine Fluchthelfer im Dienst sind …, welche die Erträge, die Vorteile, die Gewinne suchen und immer auf der Flucht „nach Sicherheit sind? In Wirklichkeit ist es aus persönlichem Egoismus und aus persönlichem Hedonismus heraus.
Und es ist nicht leicht, sich all dessen bewusst zu werden, aber es hat eine derartige Ebene von Besitz, dass das Wesen vergisst, dass es in einem Schöpfer Universum versunken ist …, und dass seine Possession nicht ein bisschen dieses Universum modifizieren wird, welches … zum Geheimnis wird, aber gleichzeitig wird es zur permanenten Ernte.
(4 Minuten der Stille)
Das Schöpfer Mysterium erlaubt uns durch das Gebet, über es zu meditieren, es in dem Verstreichen zu kontemplieren …, es erlaubt uns das Bewusstsein des Lebens, ohne es definieren zu können. Weil wenn wir das Leben definieren (span.: ‚definir‘)[1]könnten (span.: ‚si pudiéramos)[2]–ach, mit der Macht(!), dann würde es endlich werden. Und das ist es, was für gewöhnlich geschieht in dem gewöhnlichen Bewusstsein: dass das Ereignis endlich wird: „Ach! Das beginnt und das endet.”
Und das bewirkt, dass das Wesen sich verfälscht, verdirbt, es zum Wundreiben wird.
Das wird das Leben in einen Konsum verwandeln: „Ach! Das beginnt und endet…”. Ja, weil es nicht mehr auf meine persönliche, soziale, kulturelle, argumentierende, auf die umgebungsabhängige Egozentrik erwidert …
Und das Wesen in seiner egozentrischen Vulgarität beginnt und endet, fängt an und hört auf, fängt an und hört auf …
Und klar, es häuft so viele Bedingungen an, dass es zu einem treuen Gläubigen davon wird, dass alles einen Anfang und ein Ende hat.
Es wird in Folge dessen selbst dieses Projekt ausarbeiten, bis es in einer materiellen Beobachtung kulminiert, in dem ein Foto der Kindheit gezeigt wird und ein Foto des Alters … und so zeigt es klar –klar(?)-, dass alles einen Anfang und ein Ende hat.
Und dabei ist es so, dass wir nichts vom Anfang wissen und das Ende löst sich in Teilungen, in Komponenten auf. Wodurch die wirkliche, die praktische Theorie der alltäglichen Vulgarität befriedigt werden kann, ja, aber ohne ‚stich-hal-tige’ Ressourcen.
Und dabei ist es doch so –sagt uns der Betende Ruf-, dass wir weder Anfang noch Ende haben, weil wir eine Ideation des Schöpfer Mysteriums sind …
Soviel wir auch in unserem Verstand spekulieren möchten, wir werden nicht in ihn hineinkommen. Wenn wir es annehmen, fühlen wir das permanente Wohlwollen seiner Assistenz der Vorsehung.
Und so ist es, dass wir uns trauen zu sagen, wissenschaftlich, wann das Universum begann, wann es enden wird, wie es sein wird … Es ist eine Form, sich nicht zu trauen jemals Geliebter/Geliebte zu sein, sondern „eine konstitutionelle Lüge”: die, die möchte, die nimmt, die loslässt …; jene, die begreift, dass alles Abfall ist. Und in seiner Versklavung endet es (das Wesen) damit zu zeigen, wenn sich das Bewusstsein nicht zu einer anderen Realität öffnet, dass es so ist.
Man muss weder theorisieren noch viel spekulieren! Lediglich auf der Basis unseres minimalen –minimalen(!)- Bewusstseins zu wissen, wo wir uns mehr oder weniger befinden –was wir nicht wissen, aber dort aufgehängt, wie die alten Abhandlungen sagen: „Wir wohnen aufgehängt in der Schöpfung.“
Es reicht aus, die Sterne zu sehen oder … den Tagesanbruch zu fühlen. Es ist nichts weiter nötig. Das Übrige grenzen wir ab, limitieren wir angesichts der vulgären Vision.
Und aus operativen Gründen der Possession, der Wünsche legen wir einen Anfang und ein Ende an. Und dann leben wir damit und wir schleppen es eins ums andere Mal mit, und die Male „die es –in Anführungsstreichen- notwendig ist”.
Wenn wir uns in die Perspektive von „ohne Anfang setzen und –in Folge dessen- „ohne Ende“, dann gibt es kein nach sich ziehen von Terminierungen. Es gibt Betrachtungen und Meditationen der Transformationen.
Wenn doch die berühmtesten Weisen uns sagen, dass die Materie weder geschaffen noch aufgehoben wird, dass sie sich einzig transformiert. Und wir akzeptieren das als Theorie, ohne zu wissen, was wir gesagt haben, denn wenn man das bewusst akzeptiert, dann werden wir in diese betende Perspektive von „ohne Anfang noch Ende“, eintreten: wir werden uns in kontinuierlichen Transformationen verewigen.
Und in jedem Tagesanbruch sind wir neue Wesen. SIE haben uns im Traum bestimmte Situationen korrigiert, damit sich unsere Augen …, wenn das Licht sich zeigt, öffnen.
Und ja(!), wir haben diese Verpflichtungen, Pflichten, Funktionen, ja. Aber … wir sind nicht dieselben.
Aus unserem Dasein durch die das Gebet zu beten eine Kunst machen …, ohne Suche nach Ertrag, sondern mit Verlangen nach Identität, projiziert uns in eine vorsichtige, ästhetische Realisierung der Qualität.
Mit dieser Wärme, mit der das Licht uns zudeckt.
Mit dieser Qualität, mit der uns die Zärtlichkeit zu leben streichelt.
Uns in ein Verstreichen der Poesien zu platzieren, ja, in dem der Blick eine Verzauberung, ein Seufzer, ein Sehnen, ein Gehen, eine Friedlichkeit, ein sich vorstellen, eine Phantasie ist. Es gibt nichts, was reiben würde. Alles fließt in Übereinstimmung …!
Sich nicht dem Vers gegenüber negieren, demgegenüber, „sich jeden Tag als Künstler“ zu sehen. Sich nicht diesem Vers gegenüber negieren, den wir mit der widergespiegelten Liebe, die wir sind … von der Metaphorik des Schöpfer Mysteriums schreiben.
(37 Minuten der Stille)
Wir sind Zeugen der Hörens, der Lektüre des Ereignisses, das seinerseits von uns das Zeugnis einer Kunst zu tun fordert.
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[1] ‚Definir‘, in der Kabbala ‚de-finir’, ‚dar fin’, ‚Ende geben‘.
[2] Infinitiv ist ‚poder‘. Dieses Wort als Substantiv wird übersetzt mit Macht.