36.23 Das schöpferrische Bewusstsein des Universums ist noch nicht erblüht

 

BETENDER RUF

 

Und in dem Wissen, dass sichdas Ganze verschiebt, neigt das Wesen auf seinen Pfaden der Geschichte, es neigt dazu, sich in Wahrheiten, Sicherheiten, in Domänen, in Besitztümern niederzulassen...

Und das Gefühl der Bewegung wird durch die Rechtfertigungen gegeben.

 

Es scheint, dass man Millionen von Verläufen benötigt, um eine Entscheidung, einen Vorschlag zu modifizieren.

Einerseits ist die große Rechtfertigung das Wort „immer“: „Immer… immer setze ich mich hier hin, immer habe ich diesen Platz, immer…”

Das Wort „immer” ist eine würdige Bestrebung, weil es uns in unsere unsterbliche Anwesenheit versetzt, aber vielmehr zurückhaltend, rau, in Sitten und Gebräuchen… ohne die seltsame Werthaltung.

Und man insistiert eins ums andere Mal: „Nein. Also immer hier…”. „Also ich… immer…”

Es scheint, als ob die Wesen wie Nägel oder Reißzwecken an einen Ort gestellt wurden und sich nicht bewegen können… und so garantieren sie die sichere Bewegung und den sicheren Besitz „ihres Ortes”.

 

Das Wesen mit seinem Bewusstsein hat die Position kartographiert, welche dieser, jener, jene einnehmen müssen...

 

Wenn sich jeder einzelne nur ein bisschen anschaut ist es möglich, dass er entdeckt, dass… er sich wenig –„wenig”- von seinem Platz bewegt hat, im globalen Sinne seines Bewusstseins.

Und gleichzeitig sind die pochenden Forderungen des zu erledigenden, des abwesenden, des sich vorzustellenden, des ‚träumbaren‘ da...

Und so kann jeder einzelne seine „Reliquien” beobachten, die es zu tun gibt.

Der Betende Ruf lässt uns diese Positionen entdecken, die nicht dem Ort entsprechen, an dem wir im Universum wohnen. Von dem wir nicht wissen, welcher es ist, den wir auf der Basis unserer Egozentrik definieren... und wir können sagen, dass wir rechts „von“ sind, links über „über“… Aber wo ist das?

So verbleiben wir abgesondert mit dem Polarstern, dem Norden, dem Süden und dem Westen und… dem Vater, der Mutter, dem Kind...

 

Noch ist das Bewusstsein von Universum nicht erblüht.

 

Das ist ein „Vorschlag“, der in den Sternen pocht, der im Vers bestehen bleibt, der sich in einem Gedicht konkretisiert...und der uns Wind fühlen lässt: unsichtbar, transparent, beweglich und klangvoll gleichzeitig, alles gleichzeitig.

Sie nehmen uns die Stühle, die Türen, die Fenster… sie nehmen uns das Meine…

Der Wind kann sich selbst nicht sagen, dass er sich gehört.

Und in diesem Maße werden wir uns nicht an dem Monolithen eines Grundes, einer Sicherheit oder eines Besitzes festmachen. Wir werden uns zu flüchtigen Reisenden machen, beladen –ohne Last(!)- von Geschichten, mit allem, was zu hören ist und noch viel mehr, was… noch zu sagen ist.

Wenn wir Wind sind, dann horchen wir, wir nehmen den wahr, der uns bewegt, was keiner Anstrengung bedarf, was keiner Hilfe bedarf.

Als Wind schweben wir, um zu geben, um zu dienen, damit wir mit dem Bewusstsein zu atmen, Düfte einatmen können… das Unglaubliche hören… und dahin kümmern, wohin SIE uns tragen.

 

Konvertiert in Transparente und Unsichtbare, aber Hörende, Sprechende und gleichzeitig Notwendige, können wir nicht Ketten, Domänen oder Besitztümern unterworfen sein.

 

(2 Min. der Stille)

 

Der Betende Sinn in seinem Ruf ruft uns hin zum „Unvollendeten”: Ein Schritt der Unsterblichkeit, der nicht… der nicht endet. Und deswegen hat es (das Wesen) aber nicht etwas noch zu Erledigendes (span.: ‚no tiene algo pendiente‘), sondern das, was zu erledigen ist (span.: ‚lo pendiente‘), wartet auf es (das Wesen) … und trägt es.  

 

Wenn wir „vollenden”, dann schließen wir die Tür, die Ritzen, die Fenster... und das Wesen neigt dazu, sein Nest zu bauen, aber nicht, um sich zu neuen Abenteuern zu fördern, sondern um „abzusichern”, Räume abzusichern, Zeiten... und um es gut aussehen zu lassen und es den zukünftigen Generationen so zu erzählen.

Ist das nicht ein bisschen pathetisch...?

 

Und wenn wir „pathetisch” sagen, dann bedeutet das, all das, was fehlt auszudrücken, alles, was noch zu tun ist, alles, was wir nicht kennen. So muss man mit den Resten abschließen, welche in der Mehrzahl der Male rechtfertigende Elemente für theoretisch „neue” Perspektiven sind.

 

(2 Min. der Stille)

 

Wegen dieser klebenden Maße von „immer”, werden die Bewusstseinszustände abgeschlossen und es taucht die Zeit auf, das Limit: diese grausame Markierung der Geschichte, die einen Anfang und ein Ende markiert. Und man pflegt abschließend zu sagen: „Es ist schon immer so.”

Die Sprache hat sich zweifellos zum Komplizen des Gefängnisses gemacht.

 

Wir sagten in einem anderen betenden Moment, dass wir uns in einer bedingten Freiheit befinden. Aber wir könnten anfügen, so wie das Bewusstsein verläuft, dass es eine ewig konditionale Freiheit ist..., das ist dasselbe als würde man sagen: „Lebenslänglich.“

Voilà!

Und so werden Fossilien, Knochen, Erde verewigt und konserviert… und es werden Geschichten geschrieben, die die „Wahrheiten” rechtfertigen. Jene, die in diesem Moment herrschen, aber die sich aufgrund ihrer imperialen Position nicht von anderen Imperien unterscheiden.

Und wenn wir mit dem Vergleich von „bedingter Freiheit”, „Lebenslänglich” weitermachen… dann müssten wir uns einen Anwalt suchen oder den Anwalt wechseln, nicht wahr? Mal sehen, ob dieser –angesichts des Gesetztes Richters, der Anordnung, der Tradition- irgendeinen legalen Spalt finden kann, damit wir zumindest ein bedingungsloses, überprüfbares Gefängnis haben können. Aber es scheint, dass...

Es ist eigenartig –es scheint, dass wir einen betenden Sprung machen werden, aber nein. Sehen Sie mal, es gibt den „Advocatus Diaboli”, nicht? Und das nutzt man alltäglich: „Ich werde den Advocatus Diaboli machen: Und wenn alles schlecht ausgeht? Und wenn die Säule zusammenbricht? Und wenn…?”

Gut, gut, gut, gut! Und wo ist der Anwalt Gottes?

Weil man in dieser Konversation nicht zu sagen pflegt: „Na gut, ich werde jetzt den Advocatus Diaboli machen: Und wenn es uns gut geht? Und wenn es uns ausgezeichnet geht? Und wenn wir uns besser verstehen? Und wenn wir uns grüßen? Und wenn wir uns verstehen? Und wenn wir uns zuhören? Und wenn wir zusammenarbeiten?”

Ah...

In Wirklichkeit ist der Advocatus Diaboli die Steuer. Und wir sind im aktuellen Moment schutzlos.

 

Und was ist unser Beistand? „Der Name von...”. Wir haben sehr wohl einen Anwalt des Unbenennbaren. Ja, unser Anwalt (span.: ‚abogado’) ist dieser Betende Ruf, der darum fleht, uns zu befreien von einer ungerechten(!) Beurteilung(!), ohne Beweise(!); von einem manipulierten Urteilsvermögen(!), von einem gewinnbringenden Urteil(!), von einem Urteil  nach Ertrag(!), von einem Sklavenurteil.

Und so wie es bereits die Literatur sagt, haben wir das Recht einer legitimen Verteidigung.

Wenn wir wissen, welches unser Beistand ist, dann brauchen wir nichts zu legitimieren.

Unser Ursprung qualifiziert uns als freiheitlich, Widerspiegelung der Schöpfung. Aber wir müssen uns dessen bewusst werden, um nicht in den „Mob“ des Konditionierten zu verfallen.

Ja. Weil, dieser Mob zur Turbulenz wird und er wird zu schneidenden Eisenstangen, und es stellen sich die Normen unserer Freiheiten ein.

Die Freiheiten, die Normen haben, die man nicht „Freiheiten“ nennen kann, sie sind einfach „Normative“.

Es ist, wie wenn man beabsichtigt, die Freiheit gesetzlich zu erlassen… und eingangs negiert man dann die Befreiung...

 

Schauen Sie mal, wie die Gesellschaften auf Rechtsstaaten beruhen… –was einer Gedenktafel am nächsten kommt. Weil in der Geschichte der Menschheit in einigen Wenigen die Idee auferlegt und entwickelt wurde, dass der Rest unnütz ist.

Und so machte sich sofort jeder einzelne mit seinem Gesetz vertraut, und die Flüge des Windes hörten auf zu wehen, und es verblieben die Skelette der Worte.

Aber das Wort fordert seinen Hauch. Das Wort fordert seine Natur. Das Wort, als Seele des Windes flüstert(!)… seine Anwesenheit.

Seine Botschaft ist nicht die der Unterwerfung. Sie ist eine Erleichterung, Trost, Güte, Sanftheit, Lächeln...

Worte, die aufgehängt bleiben...

Und die in dem Maße, wie wir sie atmend aufsammeln, in dem Horchen atmend, werden wir verschieden, originell, ausnehmend, einzigartig, werden wir unsere Beschaffenheit entdecken... und wir hören auf, konditionierte, entschuldbare, rechtfertigende Wesen zu sein.

Wir werden zu unsichtbaren Lebensfähigen; lebensfähige Unsichtbare, die realisieren.

 

Dem Ruf folgen, der uns fördert, der uns in die Komplizenschaft mit dem Guten versetzt, macht aus unserer Stille den würdigen Alliierten, der den Klang des Wortes erlaubt und macht aus dem Wort eine lebende Geschichte, ohne Konditionen… mit dem ewigen Geflatter des unsterblichen Schmetterlings.

 

Fliegen.

 

 

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