08.23 Wir werden zu Bekehrten

 

BETENDER RUF

 

(4:30 Minuten der Stille)

 

Wir befinden uns in einem Verstreichen, in dem es schwer ist, die Dialoge aufzustellen, indem das Zuhören zur Taubheit wird; in der die Worte Krach werden und infolgedessen das Zusammenleben zu Reibungen.

Es ist nicht die beste Art und Weise da zu sein. Das ist nicht die Beste Form des ‚Zusammen-lebens’ (span.: ‚con-vivir‘).

Und so ist es, dass das Ergebnis … die aufrecht erhaltene Gewalt, die Vorurteile, die Verurteilungen, die Strafen ist. Immer in Präambeln der Kriege und des Friedens, der Anhäufung von neuem Streit ...

Und das dehnt sich in dem politischen, gesellschaftlichen, kulturellen, emotionalen, rationalen, spirituellen religiösen, idealistischen Dialog aus.

Es scheint, dass sich ein Schatten über dem Leuchtenden, welche das transzendente Leben, das transparente Leben, das ehrliche Leben ist, errichtet.

Der Betende Ruf platziert uns in dieses Szenarium, was man für Momente vergisst. Und da man sich dessen nicht bewusst ist, kombinieren sich die Uneinigkeiten.

Ja, wenn wir uns umgekehrt dieser Zeit des Verstreichens bewusst sind, dann werden wir unser Gehör schärfen können, gut auf unser Sehen, unseren Geschmack unser Riechen, unseren Tastsinn achten. Bewirken, dass unsere Wahrnehmungen erlebt gefühlt werden. Und ‚sich trauen’, sie mit dem sanften Respekt zu manifestieren, mit dem sich eine Wolke über dem Blau des Tagesanbruchs andeutet; mit dem offensichtlichen Lächeln des Beginns des Regens; mit dem klangvollen Gebet des Hahnengesangs.

Und in dieser Weise werden wir in andere Sichtweisen eintreten: die unsere Beschaffenheit als Menschheit identifizieren, die man nach und nach vergisst, die man nach und nach hinter sich lässt, und es bildet sich nach und nach ein Amalgam der Interessen, der Herrschaft, der Kontrollen …, welche keine Verhaltensweisen unserer Intimität sind, auch wenn sich die Mehrheit mit der Überzeugung ansteckt, dass wir an diesen Ort gekommen sind, um zu triumphieren, um zu gewinnen, um zu besitzen, um zu kontrollieren, um zu dominieren …

Und dabei sind wir gekommen, weil SIE uns hiergebracht haben …(!) in einer mysteriösen Aktion der Metaphorik. Und SIE haben uns gebracht, um Zeugnis von unserem unbekannten Ursprung abzugeben.

Und dieses Beispiel drückt sich durch die eigenartige Sensibilität unserer Sinne aus, die uns dazu bringt zu suchen. Und der, der sucht, ist unschuldig, unwissend. Und infolgedessen zeigt er sich ohne Widersprüche, ohne vorherige Urteile. Er zeigt sich mit dem unausweichlichen Lächeln des Kindes, das staunt.

Und wir haben niemals aufgehört es zu sein –Kinder. Wir sind Kinder, Jugendliche, Pubertierende, Erwachsene, Alte … alles gleichzeitig. Auch wenn es stimmt, dass mehr die einen Elemente als die anderen vorherrschen, einige Charakteristika mehr als andere. Ja. Aber nein … –in dieser unschuldigen und unwissenden Neugierde- ist keinerlei Zeit übrig. Einmal spielen wir wegen der Tatsache des Genießens und dann rüsten wir minutiös ab und auf … und staunen über den Tagesanbruch und den Sonnenuntergang.

Aber es geschieht, wenn man nicht so lebt –was unsere Natur ist-, dass sich das Wesen als wissend fühlt, als „Wissender”. Wissend und Wissender ... von was? Und jeder einzelne schwingt seine Vernunft als Tizona[1] Schwert, bereit seine Überzeugung aufzustellen.

Dort hört man auf ‚aufgehend‘[2], wachsend, reif, langlebig, ewig zu sein. Und man geht dazu über, abgelaufen, begrenzt, obsessiv, kompulsiv, dominant zu sein.

Eine Position, in der der Kummer und der Hochmut miteinander konkurrieren, je nachdem, welche Vereinbarung man trifft.

Das ist nicht unser Streit. Weil wir kein Streit sind! Weil wir nicht wissen, wer wir sind! Wir stecken –aufgrund von Herrschaft und Macht- Definitionen ab, aber in Wirklichkeit wissen wir nicht.

Und „ohne zu wissen” ist es so, wie wir alle Nivellierungen fördern können. Und nicht das Spiel, das Lächeln, die Neugierde, die Überraschung, die Erfahrung aufgeben … Alles gleichzeitig.

Weil ich ohne zu wissen entdecke, was ich gestern nicht entdeckt habe. Aber Morgen wird es anders sein …, weil ich anders sein werde. Weil jeder ‚Tagesanbruch‘ (span.: ‚ama-necer’) zum Leben zurückkehrt ... in dem Dasein, auch wenn ich im Sein niemals aus ihm herausgegangen bin.

Man kann denken, dass das Studien von Worten sind. Nein.

Noch benötigen wir die Worte. Und wenn man sie in ihre richtige Kondition und Notwendigkeit versetzt, dann sind sie es, die unsere Bewusstseinszustände erweitern und sie (die Worte) lassen sie ... –die Bewusstseinszustände- klarer werden, bereit, verfügbar –ohne Angst(!)- mit Bezeugung und … mutig.

Warum? Warum geht der Mut des Kindes, des Pubertierenden, des jungen Menschen … der sich einbringt, verloren? Warum ...? Fehlender Muskel, der Sehnen? Oder konditionierendes Bewusstseins, welches das Wesen in dessen Alter einordnet? Wie schrecklich!

Und gerade, gerade …, wenn das Wesen abgelöst ist vom Ego, abgelöst von der persönlichen Wichtigkeit, in dem Maße wie das Wesen verstreicht, muss es mutiger sein, weil es etwas –etwas(!)-… etwas kennt. Und es weiß –ohne zu wissen, wo es seinen Mut ausüben muss, von dem es weiß, wenn es wirklich transzendiert ist, dass es ihn in jedem Moment und an jedem Ort ausüben kann.

 

Wir haben das Bewusstsein, dass wir geboren werden, weil uns dieses Schöpfer Mysterium liebt; dieses Schöpfer Mysterium. Und wir üben uns in dem Moment in diesem Lieben aus, wenn wir mit dem Lebendigen in Kontakt treten.

Und das gibt uns die Kraft, den Humor und die Zufriedenheit …, wenn wir uns verschmolzen, angezogen fühlen!

 

Und für das, was uns anzieht, sind auch wir anziehend. In Folge dessen findet sich das Wesen verschmolzen in dem Geschöpften vor. Mit allem! Es gibt eine Anziehungskraft. Weil es innerhalb der unendlichen Diversität eine absolute Gemeinsamkeit gibt.

„Unendliche, absolute Diversität-Gemeinschaft.”

 

Und dass lässt uns mysteriöser Weise lieben ..., so wie das Mysterium, das uns erhält.

Und das bewegt uns, das macht uns unruhig, das fördert unsere Zufriedenheit, das Hüten, die Freude, die Verschwörung, die Phantasie …, dieser verliebte Augenblick … der ewig ist, der sich aber, wenn man ihn besitzt, auflöst.

Und dort ist es, wo die Lieblosigkeit (span.: ‚des-amor’) verstreicht: diese Unordnung von Verhandlungen, Klagen, Launen, Unbequemlichkeiten …, in denen man krampfhaft zu der Idee kommt, dass alles Abfall ist.

Es ist der allerhöchste Ausdruck der Egozentrik-Vergötterung des Wesens. Wenn es bemerkt, dass es nicht in der Lage ist, das, was verstreicht und wo es verstreicht, zu besitzen, dann wird es von der Verzweiflung überschwemmt und alles wird zum Schrecken … zur Lieblosigkeit …

Und in diesem „alles ist fatal(!)”, „alles ist schrecklich(!)”, „alles ist furchtbar(!)”   –Lieblosigkeit-, wird die Hoffnung zur hässlichsten Blume auf dem Feld. Man lässt sie nicht wachsen ..., oder man reißt sie mit dem Pflug heraus, denn dafür ist es ein Pflug! Und man muss die Erde bewegen, man muss sie unterwerfen!

Heute wissen wir, dass es nicht so sein sollte ... –aber das muss man mit leiser Stimme sagen- …, weil zu pflügen Herrschaft und Macht mit sich bringt.

Und genauso, wie man die Erde unterwirft und sie verletzt, wendet man also denselben Sinn für das Lebendige an.

Wenn das Wesen sesshaft und kultivierender Bauer wird, vergisst es –und deswegen holt es seinen Pflug, seine Sichel und seinen Hammer-, vergisst es, dass es … durch die Wälder, durch Täler, über Berge gehend gelebt hat, ohne zu pflügen, ohne zu pflanzen, und es fand Nahrung.

Aber siehe, der Besitz wurde zum Herrn, zum Herrn des Tuns. Und wir sind zu diesen Zeiten gekommen, in denen jedwede Ernte in jedwedem Moment möglich ist. Die Jahreszeiten sind virtuell: man steuert bereits das Licht und die ausreichende Temperatur, damit das fügsame Saatkorn getäuscht werden kann und sich sogar frei fühlt.

Es ist ein Beispiel, aber das dient uns, um in irgendeiner Weise –zweifellos mysteriös- das in uns aufzunehmen, was permanent sein müsste, nämlich diese Hoffnung.

Sie in uns aufnehmen als … einen Ausdruck dieses Liebens des Mysteriums, dieser Überraschung, welche das Erwachen eines jeden Morgens bringt.

 

Wenn du bewusst wartest (span.: ‚esperas‘… wirst du immer die Morgendämmerung sehen.

Wenn dich die Eile auffrisst ... und du nichts von dem Warten (span.: ‚la espera‘) weißt, wird die Nacht deine Illusionen schlucken … und wenn es dämmert, wirst du so viel geweint haben, dass du nicht das Licht wirst sehen können.

 

Dieses Dasein ... in dem Warten (span.: ‚espera’) ist der Beginn der Hoffnung (span.: ‚esperanza).

 

Und in dem Maße wie diese „Hoffnung’ (span.: ‚esperanza‘)bewusst wird, alltäglich in dem Verstreichen, egal was geschieht, wird das Wesen über Ressourcen verfügen, einige unmittelbare und andere umstandsbedingt und andere langfristig.

 

(2 Minuten der Stille)

 

Die radikalen Überzeugungen, welche in dem aktuellen Gehen herrschen, sind Bewusstseinszustände der Massen … die klopfen.

Und dabei ist unser Bewusstsein luftig, transparent, weit, dehnbar, flexibel...

Ja. Und das ist es, was uns eine Renovierung erlaubt.

Deswegen muss sich jedes Wesen kontinuierlich sagen, dass es kein unberechenbares Bewusstsein aus einer Steinkugel ist, sondern vielmehr eine Wolke, die vorbeizieht … und ihre Figur, ihre Farbe … je nach Mysterium der Luft, des Lichtes … und anderer Mysterien, die uns einhüllen, verändert.

Ich bin also ein mysteriöses Bewusstsein in einer Kuriosität des Mysteriums, und ich werde mich in der Kuriosität des Mysterium befinden, und ich werde mich in dieser ehrwürdigen Fügsamkeit befinden, welche weder die Konfrontation noch die Kontroverse erlaubt, sondern eine gemeinsame Suche, ein zuvorkommendes Dasein wegen dem, was man bewirkt, wegen dem, was man in sich aufnimmt, wegen dem, was man entdeckt.

 

(2 Minuten der Stille)

 

Als Zusammenlebende des Flügelschlags des Windes, der Gezeiten des Wassers und der Klarheit des Lichtes … werden wir Bekehrte (span.: ‚nos hacemos conversos‘). Ja. Wir werden zu einem Vers (span.: ‚nos hacemos versos‘)...

Und so können wir uns unterhalten(span.: ‚con-versar‘) ohne Verhinderung.

 

Über dem Leben schwebt eine ewige Morgendämmerung, eine Morgendämmerung, die diese Gezeiten, dieses Flattern und dieses Licht verschmelzen lassen...

Und das gibt uns das ewige und unendliche Bewusstsein, wenn unsere Pupillen nicht mehr sehen können und uns die Dunkelheit überschwemmt.

Es ist der Tagesanbruch der Unermesslichkeit, in dem wir uns vorfinden. Es ist der Tagesanbruch des Unendlichen, der uns zudeckt.

Und es ist so, dass wir, indem wir uns bewusst sind, was jeder einzelne unserer Herzschläge ist, zum Jubel des Lebens, des Fühlens(!) aufwachen, dazu, begeistert zu sein, weil man da ist …! Ein Ausdruck des Schöpfer Mysteriums zu sein.

Es gibt nicht mehr.

Es gibt nicht mehr. Das ist alles!

 

Und so wird die Hoffnung zur Vorsehung. Und das Wunder, das Wunder wird ‚offensichtlich’. Und es kommt mit seinem Originellen des Zufalls, des Glück Habens, des Zusammentreffens.

 

Sertar”: Ja, das wäre der Klang und das Wort, welches das Sein und das Dasein angibt.

Dieser Aufenthalt eines ewigen Tagesanbruchs zu sein und dieses Dasein, sich als ein Ausdruck des Mysteriums zu entdecken.

 

Ser-tar...

Ser-tar...

 

 

***

 


[1] „Tizona” ist eines der Schwerter, welches die Tradition oder die Literatur Cid Campeador zuschreibt.

[2] ... aufgehend wie die Sonne