7. Mysterium,Ungewissheit, Vorhergesehen, die Sprache des Lebens

 

 

 

BETENDER RUF

(27.01.2023)

 

(3 Minuten der Stille)

 

In dem Alltäglichen bereitet sich das alltägliche Bewusstsein vor, es entwirft, es handelt …

Gewiss, es hat seine Pläne.

Der Verstand, die Ursache, der Effekt, die Logik, die Produktion, der Gewinn, die Sicherheit… sind Worte und Tatsachen, die unsere „gewöhnliche” Daseinsform als Ausdruck des Moments, in dem die Spezies lebt, zeigen. Es gibt viel mehr Faktoren, aber diese sind die Häufigsten ... oder es sind die, die wir jetzt hervorheben.

Der Betende Ruf weist uns darauf hin, dass außer, dass wir uns in dieser Logik, diesem Verstand, diesem Effekt, diesen Plänen befinden –ja, abgesehen davon-, befindet sich in dem Bewusstsein des Wesens ein Faktor, den wir für gewöhnlich handhaben, aber der nicht völlig bewusst wird. Wir beziehen uns in erster Linie auf das Wort „Mysterium“.

Ja. Und die Bedeutung, die der Betende Ruf unterstreicht, ist, dass wir das in dem gewöhnlichen Bewusstsein als … eine Angelegenheit nehmen, die es zu lösen gibt, so wie eine alltägliche Angelegenheit, die wir durch die Geschichte entdeckt haben, gelernt haben, wir haben …

Ja. Die Angelegenheit besteht darin, dass das Bewusstsein, wenn es nur ein bisschen aus seinem „Üblichen“ herauskommt, bemerkt, dass es einen Teil gibt –einen großen Teil- von dem was geschieht und wie es geschieht und warum es geschieht …, welcher ein Mysterium ist.

 

Und wir sagten, dass wir dieses oder jenes und das andere wussten, aber wenn wir uns erneut fragen, dann werden wir zu der Idee kommen von: „Aber das ist ein ...” „Ja, wir müssen noch kennenlernen …”

Und jedes Mal, wenn man etwas kennt, dann entdeckt man die Unermesslichkeit des Unbekannten.

 

Der Mensch in seiner Eitelkeit als Spezies hämmert  Gesetze, Normen, Wahrheiten –in seinen ‚Entdeckungen’ (span.: ‚descubri-mientos’[1])-…, die sich in dem Verstreichen des Mysteriums modifizieren, verändern, die entfernt werden müssen … –in  jedwedem der Bereiche, in denen wir mit einbezogen sind.

Das bedeutet –sagt uns der Betende Ruf-, dass wir in einem Mysterium eingetaucht sind, egal wie unsere Berufung, Intention, unsere Glaubensvorstellung ist. Und unter dem betenden Gesichtspunkt ist es das Schöpfer Mysterium.

Das kann scheinen wie… „Na gut, schon, ich glaube, ja, es stimmt und … na gut! Aber heute muss ich das machen, Morgen das andere …“

Dort ist es, wo das Bewusstsein zum Hedonisten wird. Ja, weil es intellektuell oder mental bestimmte Parameter erlaubt, aber existentiell, in dem Bewusstsein zu existieren, bezieht es sie nicht mit ein. Weil man es (das Bewusstsein) bis jetzt im Laufe der Zeit domestiziert und gewöhnt hat an seine Erfolge, seine Leistungen, seine Fähigkeiten, seine Macht.

 

Umgekehrt, wenn wir in unsere alltägliche Planung das Wort „Mysterium” mit einbeziehen, dann ist das, was wir wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich, ziemlich sicher realisieren werden oder was wir leben werden, dass wir das in kreativer Form nuancieren.

Das ist die Art und Weise, das tägliche, alltägliche Mysterium anzunehmen.

Und anstatt sich an dem Protokoll dessen festzuhalten, was ich tun werde, wie ich es tun werde –was in Ordnung ist, der Plan ist da-, aber … wie werde ich diesen Plan realisieren? Gemäß dem Festgelegten, der Gewohnheit, der Norm, dem Gesetz oder, wenn ich das Mysterium mit einbeziehe, werde ich da meine Position ‚kreativieren‘?

Es ist die Form, das Schöpfer Mysterium anzunehmen … und aus unserem Bewusstsein einen amplifizierten, neuheitlichen, unterschiedlichen Prozess zu machen.

Wir sind uns –in Anführungsstrichen- „bewusst”, dass dieses Mysterium oder das Mysterium mit dem Faktor der Ungewissheit spielt. Und wenn wir –zum Beispiel- sagen: „Es kann alles Mögliche geschehen”, ich werde das machen. Ich weiß schon, dass alles Mögliche geschehen kann.” Aber wir bleiben da.

Es ist eine Form, dem Ungewissen unserer Gewissheit ausweichen.

Wenn wir außer dem Mysterium –oder als Ausdruck des Mysteriums- die Ungewissheit mit einschließen, dann werden wir Details, Faktoren, Sprache des Mysteriums entdecken, die es erlauben, dass wir uns in der Ungewissheit als eine Gewissheit fühlen.

„Wow! Eine Ungewissheit als eine Gewissheit? Das scheint ein Widerspruch, nicht?“

Nein, das ist kein Widerspruch. Ich nehme es als sicher an, dass meine Beschaffenheit in einer Ungewissheit niedergelassen ist, welche der Ausdruck eines Schöpfer Mysteriums ist.

 

Und indem man diese betende Gewissheit hat, stellt die Ungewissheit kein Problem mehr dar, sie stellt keine Unruhe, keine Beunruhigung mehr dar. Nein. Sie … ist „Teil von“. Und in ihrer Sprache lässt sie uns in Details, in Verhaltensweisen, in Prozesse, in Pläne, in Projekte verfallen, wo wir –wie wir sagten- ‚kreativieren‘.

Die Ungewissheit, die uns treffsicher macht, wenn wir sie assimilieren und sie annehmen, erlaubt uns eine Kreativität und eine ‚per-ma-nente‘ Entdeckung.

Und so ist es, wie sich die Sicherheit und die Forderungen der Resultate, der Erfolge, der Errungenschaften auflösen. Sie müssen sich auflösen, wenn wir das betende Echo, das uns hinweist, wirklich hören, die Sprache, die da ist, aber die man nicht in sich aufnimmt.

 

Diese Ungewissheit, als Ausdruck des Schöpfer Mysteriums, bringt uns in dem Alltäglichsten zum Unvorhergesehen, zum Unerwarteten.

„Ich hatte nicht vorhergesehen …”. „Ich habe nicht erwartet, dass …”

Schauen wir einen Augenblick genau hin. Mysterium: Es ist da. Ungewissheit: Es ist da. Unvorhergesehenheiten: Sie sind da. Unerwartetes: Das ist da.

Umgekehrt berücksichtig man all das, was da ist … und was in Wirklichkeit die Sprache des Lebens ist, nicht. Man berücksichtigt, dass „ich Recht habe”, dass „ich weiß, wie Du bist”, dass „das die Wahrheit ist“, dass „ich dieses Recht habe”, dass „ich mich beschwere, weil ich nicht einverstanden bin …” Alles zusammen ein Korrelat, das weder gut noch schlecht ist; das eine schwerwiegende Blockierung durch die Ignoranz des Bewusstseins ist.

Ja, weil wir sehen können, wie das Verstreichen dieses Wesens, dieser Wesen, von uns selbst, wiederholend wird, wie es „normal“ wird. Was für ein Wort!: „Normal”.

Wer diktiert die Norm? Wie kann das „Normale” in einem Mysterium, in einer Ungewissheit, in einem Unvorhergesehenen, in einem Unerwarteten existieren? Es gibt nichts Normales. Das Leben ist ein ausnehmendes und außergewöhnliches Ereignis! Aber der Mensch wollte mit seiner Herrschaft und seiner Kontrolle „normalisieren”. Demnach: „Das ist das Normale. Er spricht sogar von „neuen Normalitäten”, welche Wiederholungen sind –plus- Regeln und Normen, die nicht funktionierten, aber die man rehabilitieren wollte.

Die „Normalität” annulliert jeden kreativen Prozess, jeden Prozess der Vorstellungskraft, des Spiels. Klar! Weil sie sich an das Gesetz und an die Anordnung anpassen muss, an die Norm.

Die Norm, die nach und nach ihre dominanten Kriterien aufzwingt, welche –getarnt  durch Freiheiten- Eugenetik (Erbgesundheitslehre), Euthanasie, Abtreibungen, Kriege, Betrug, Verfolgungen aufzwingt … Es sind „normale“ Aspekte. Sie verwandeln sich in „Rechte“ –wie eine Errungenschaft.

 

Diese „Norm”, diese „Normalität”... verhindert die Außergewöhnlichkeit, die Ausnahme –worauf wir Nachdruck legen. Und dieses „Außerordentliche und Ausnehmende” bildet Teil des Kreativen, dieser Lebenskunst, welche das Mysterium als die großen Förderer der Suche akzeptiert, damit SIE uns finden(!), damit es (das Wesen) die Ungewissheit als eine Gewissheit der Überraschung, des Glücks annimmt.

Und das Unvorhergesehene und das Unerwartete zeigen sich, auch wenn man versucht, es zu vermeiden. Dafür gibt es die Regel und die Normalität.

Der betende Ruf lädt uns ein, uns in diesen Offensichtlichkeiten zu positionieren.

Wenn das Bewusstsein auch nur ein bisschen ehrlich und bescheiden wird, wird es entdecken, dass das Leben ein Mysterium ist, es wird entdecken, dass uns die Ungewissheit umgibt; es wird entdecken, dass das Unvorhergesehene, das Unerwartete da ist; es wird bemerken, dass die Überraschung und Glück zu haben, auftauchen.

Und die Frage ist: Warum binde ich das nicht in meine „normale“ Aktivität ein?

 

Und der Betende Ruf sagt uns, dass es die Kreativität ist, die Position der Kunst, welche es uns erlaubt, im richtigen Moment dieses angemessene Wort anzuschneiden, diesen Pinselstrich, diese Vorstellungskraft, diesen Einfall …

Das lässt uns das Ausnehmende bemerken, das Außergewöhnliche, das jedes einzelne unserer Leben umgibt. Aber wir müssen das Ausüben …(!), ohne in die Dogmen, die Klischees und die Definitionen zu verfallen.

 

Und es ist nicht erforderlich, eine spezielle Anstrengung zu machen. Das ist da, so wie wir es in einem minimal amplifizierten Bewusstsein sehen können. Wo wir die Anstrengung machen müssen ist, aus dieser Ordnung herauszukommen, aus diesem Zwang, aus dieser Norm, aus dieser Gewohnheit.

 

Aber die Anstrengung ist so einfach, man muss nur das Offensichtliche sehen. Voilà! Es ist offensichtlich, dass ich durch Mysterien umgeben bin, dass ich etwas von Etwas kenne … und fertig!

 

Neben dem Gesetz, der Anordnung, dem „Normalen“ eine andere Sprache annehmen ...

Wenn ich mich in der Ausnahme, in dem Außergewöhnlichen sehe und ich mich tadeln lasse oder mich preisen lasse, dann werde ich mich in den Konditionen befinden, die Gaben zu sehen, mit denen mich die Schöpfung dotiert hat.

 

Entdecken –als Verhalten der Überraschung- ist, im Unterschied dazu zu Wissen, zur Herrschaft, eine amplifizierte Position des Bewusstseins.

Und dieses alltägliche Entdecken in der Ungewissheit, in dem Unvorhergesehenen, in dem Unerwarteten, in dem Mysterium, in der Überraschung, in dem Glück haben …; dieses Fühlen dieses Körpers des Universums bringt uns zu der Ausnahme und der Außergewöhnlichkeit in jedem Moment.

Wenn uns unsere Wissenschaft –zum Beispiel durch Hubble- diese fantasievollen, phantasmagorischen Bilder zeigt, wenn sie uns sagen, dass sie Gase sind, dass sie Löcher sind, dass sie explodieren, dass sie sich vereinen …, dann sagen sie uns, dass es da draußen einen Krieg gibt –hey, dort draußen.

Das einerseits. Aber andererseits –und das ist die Aktualität- sagen sie uns, dass unsere kleine blaue Kugel mehrere Kugeln innen drin hat, und dass sich jede einzelne bewegt –es scheint so- nach ihrer Laune, auch wenn andere sagen, dass sie sich nicht bewegen –das erinnert uns an Galileo: Bewegen sie sich oder bewegen sie sich nicht? Und dass wir uns praktisch auf der Kruste befinden, was … was eine Rinde ist. Eine Rinde, so wie die Rinde eines Baums, die Rinde einer Frucht … Aber was sich innen drin befindet … Wer hätte vermutet, dass sich in einer Mango so ein Kern befindet? Zum Beispiel. Also das geschieht uns jetzt mit unserem blauen Kügelchen.

Wer hätte vermutet, dass sich in einer Avocado ein ähnliches oder gleiches Modell dem der Erde befindet? Ein harter Kern, bedeckt mit Schichten ... Und wir befinden uns gerade einmal auf der … eben das: auf der Rinde. Und wir glauben, dass wir: Oh …! Sind.

Aber nach und nach, wenn man –so wenig, so wenig(!)- weiß, sagt man uns: „Hab acht! Vorsicht! Das, was hier innen drin passiert, ist ähnlich dem, was dort draußen geschieht. Und vor allem hat das, haben wir keinerlei Einfluss.”

 

Ja, aber die Egozentrik definiert schon, dass  „Jetzt. Aber wir werden entdecken …“ Der letzte Slogan der Wissenschaften ist: „Wir müssen die Natur verbessern. Wir müssen das Leben verbessern. Sie (die Natur, das Leben) sind nicht gut gemacht.”

Der Mensch ist auf diesen Planeten gekommen, um das Leben zu verbessern, das Leben im Allgemeinen: das der Skorpione, der Motten, der Delphine, der Wale oder … das der Käfer. Weil sie gemäß unseres Gesichtspunktes kein gutes Leben führen!

Als Fisch ist es besser, ein geordnetes Leben, ein vernünftiges Leben, ein normales Leben zu führen, wie zum Beispiel in einer Fischzucht zu leben und Dank der Menschen sicher zu sein. Man gibt uns das notwendige Futter (sagen die Fische) und wir nehmen ausreichend zu, um dann später die Notwendigkeit zu befriedigen. Was ist das denn, da aus dem Meer irgendetwas herauszuholen? Wer weiß, was wir nehmen können! Wenn wir (die Menschen) das exakte Gewicht eines Seebarsches zusagen können und …

Und seine Freiheit? Also der braucht doch auch nicht so viel Freiheit! Wofür? Um kaputtzugehen? Um irgendetwas zu essen, irgendein Plastik oder irgendeine Schweinerei und um uns dann zu schädigen?

Wir verbessern das Leben des Seebarsches, des Delphins, des … von allen! Die Natur ist nicht gut gemacht. Nach und nach werden wir erreichen … so wie es dieser berühmte Satz des Befreiers Simón Bolívar sagte, nachdem er eine Schlacht durch ein Erdbeben verloren hat. Er sagte: „Wenn sich die Natur entgegensetzt, dann werden wir gegen sie kämpfen und wir werden bewirken, dass sie uns gehorcht.“

Ein Satz, aber wir bringen das auf der Basis dessen zur Sprache, was geschieht, von dieser Verbesserung, von dieser Herrschaft über … über was?

 

Aber klar, wenn wir unser Bewusstsein in unserer Gewohnheit und in unserer Kontrolle einschließen, dann werden wir uns natürlich vornehmen, dass alles nach unserem Ebenbild gemacht wird. Und wir wollen dann, dass Pepito so ist, dass Juanita „so” ist, dass das in dieser Form gemacht wird ...

Es gibt keinen Respekt gegenüber dem Außerordentlichen, gegenüber dem Ausnehmenden, gegenüber dem Mysterium, gegenüber dem Unvorhergesehenen, gegenüber dem Unerwarteten, gegenüber der Ungewissheit. Nein.

 

(2 Minuten der Stille)

 

Es kann … der Moment des unvorhersehbaren Verhaltens sein, das Normale auszuradieren und in das Ausnehmende und das Außergewöhnliche einzuwilligen. Im Mysterium durch die Ungewissheit zu stammeln, damit wir auf diese Weise erstaunt sind.

Auf dass uns die Überraschung findet. Auf dass uns das sogenannte „Glück haben“ segnet. Und um uns auf diese Weise frei von der Versklavung unserer Überzeugung, des Verstandes, der Logik zu fühlen.

 

Wir sollten mit diesen Dimensionen eine Übereinstimmung eingehen …, um die Normalität aufzulösen und um in die Außergewöhnlichkeit einzutreten

 

***

 


[1] Ich entdeckte ‚descubri‘, ich ‚lüge‘, ‚miento‘, weil für gewöhnlich die Entdeckungen nach einiger Zeit hinfällig werden, weil man wieder ein neue Entdeckung macht, die die vorherige revidiert und von der man bis dahin sagte, dass sie stimmt.